11.6.2025 – In der Rechtsschutzversicherung hat die Bafin 2024 mit 420 Beschwerden ein Sechstel mehr abschließend bearbeitet als im Jahr zuvor. Im Schnitt war es etwa eine Reklamation pro 100.000 versicherte Risiken. Auf die höchsten Beschwerdequoten kam die Arag SE (fast fünf Beanstandungen pro 100.000 versicherte Risiken). Die Branchengrößen schnitten mehrheitlich schlechter als der Markt ab.
Im vergangenen Jahr hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) 420 Beschwerden über die deutschen Rechtsschutzversicherer abschließend bearbeitet. Das ist der aktuellen unternehmensindividuellen Beschwerdestatistik der Behörde zu entnehmen, die Mitte Mai veröffentlicht wurde.
Die Beschwerdezahl hat im Vergleich zum Jahr zuvor (VersicherungsJournal 26.6.2024) ein Sechstel beziehungsweise 59 Stück zugenommen. Dies war der erste Anstieg nach zuvor vier Rückgängen in Folge. Der Höchststand auf 17-Jahressicht wurde mit über 900 bearbeiteten Eingaben im Jahr 2008 erreicht. Nur dreimal wurden weniger Reklamationen erfasst als zuletzt.
Ein Rückgang war im vergangenen Jahr nur in der Sparte Leben zu beobachten (minus über ein Achtel) (19.5.2025). In den anderen Sparten gab es meist deutliche Steigerungen. In der Kfz-Versicherung zeigte die Kurve dabei um weit über die Hälfte nach oben (12.5.2025).
In der Wohngebäude- (13.5.2025) sowie der privaten Krankenversicherung (PKV) (15.5.2025) betrug die Zunahme jeweils mehr als ein Drittel, in der Hausratversicherung etwa ein Siebtel (27.5.2025). Nur minimal aufwärts ging es in der Haftpflichtversicherung (4.6.2025).
Die Beschwerdequote liegt mit erneut nur etwa einer Beanstandung pro 100.000 Verträge weiterhin auf verschwindend niedrigem Niveau. Sie ergibt sich aus den Reklamationen in Relation zum Bestand an versicherten Risiken von etwa 40,8 Millionen zum Jahresende 2023.
Selbst wenn man noch die knapp 2.950 Beschwerden beim Versicherungsombudsmann e.V. (16.4.2025) hinzurechnet, ändert sich daran nichts. Denn selbst dann blieben immer noch fast 99.992 von 100.000 Verträgen beschwerdefrei.
Insgesamt werden in der Beschwerdestatistik 28 (2023: 31) Rechtsschutzversicherer aufgeführt. Unter den aufgelisteten Gesellschaften mit einem Vertragsbestand von mehr als 100.000 errechnen sich für insgesamt sechs Anbieter Werte von über zwei Beanstandungen pro 100.000 versicherte Risiken.
Die höchste Quote verzeichnete mit fast fünf Beschwerden pro 100.000 versicherte Risiken die Arag SE (87 Eingaben bei einem Bestand von etwa 1,9 Millionen). Eine Drei vor dem Komma steht bei der Mecklenburgischen Versicherungsgesellschaft a.G. (fünf zu knapp 167.000).
Zwischen 2,8 und 2,0 liegen die Beschwerdequoten bei der Deurag Deutsche Rechtsschutz-Versicherung AG (31 zu 1,11 Millionen), der Itzehoer Versicherung/Brandgilde von 1691 VVaG (neun zu 367.000), der Auxilia Rechtsschutz-Versicherungs-AG (17 zu 695.000) und der Roland Rechtsschutz-Versicherungs-AG (35 zu 1,74 Millionen).
Werte von mehr als 1,5 weisen die DEVK Rechtsschutz-Versicherungs-AG (22 zu 1,23 Millionen), die Advocard Rechtsschutzversicherung AG (23 zu 1,40 Millionen) und die Württembergische Versicherung AG (13 zu 851.000) auf.
Von den zehn größten Gesellschaften mit mehr als einer Million versicherten Risiken schnitt eine Minderheit von zwei besser als der Branchendurchschnitt (1,0) ab. Der niedrigste Wert errechnet sich für die ADAC Versicherung AG mit nicht einmal 0,2 (22 Eingaben bei einem Bestand von etwa 11,21 Millionen).
Etwas schlechter als in der Branche lief es für die Örag Rechtsschutzversicherungs-AG (26 zu 2,11 Millionen) und die Ergo Versicherung AG (25 zu 1,97 Millionen). Quoten zwischen 1,4 und 1,8 standen für die Allianz Versicherungs-AG (38 zu 2,64 Millionen) und wie oben beschrieben die Advocard (23 zu 1,4 Millionen) sowie die DEVK (22 zu 1,23 Millionen) zu Buche.
Eine zwei vor dem Komma stand wie oben aufgeführt beim Roland und bei der Deurag, während sich für die Arag die höchste Quote von weit über Vier errechnet.
Die Arag wies bereits im Vorjahr mit einer Vier vor dem Komma die branchenweit höchste Beschwerdequote auf. Die Zahl der Eingaben, die sich innerhalb weniger Jahre von 55 auf 90 erhöht hatte, sank zuletzt leicht um drei Stück.
Deutlich weniger Beanstandungen hatte die Aufsicht zu bearbeiten über die Ergo (minus zehn auf 15 Beschwerden) und den Roland (minus zehn auf 25 Reklamationen). Hingegen hat sich das Beschwerdevolumen bei der Allianz fast verdoppelt (von 20 auf 38).
Seit rund einem Vierteljahrhundert veröffentlicht die Bafin jährlich eine nach Versicherungsunternehmen und -zweigen aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Diese stellt den Angaben zufolge eine Momentaufnahme dar, die durch verschiedene Ereignisse beeinflusst sein kann. Versicherer ohne Beschwerden werden beispielsweise gar nicht aufgeführt.
Die Zahlen sollen „einen Indikator über Qualität und Größe des Versicherungsgeschäfts“ vermitteln, so die Aufsicht. Die Behörde weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft der Statistik über die Qualität einzelner Unternehmen hin. Denn eine Aussage darüber, ob die bearbeiteten Beschwerden begründet gewesen sind oder nicht, geben die Daten nicht her.
Zudem werde die im Laufe eines Jahres abschließend von der Bafin bearbeitete Beschwerdezahl in Relation zu den versicherten Risiken zum Vorjahresende gesetzt. „Stark expandierende Versicherer […] werden durch die Nennung der Bestandszahlen benachteiligt, weil sich der im Laufe des Jahres erhöhte Bestand, aus dem sich die Beschwerden ergeben, nicht in der Statistik wiederfindet“, so die Begründung.
Mit einer Anzeige im Extrablatt erreichen Sie mehr als 12.500 Menschen im Versicherungsvertrieb, überwiegend ungebundene Vermittler. Über die Konditionen informieren die Mediadaten.
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu. Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.de.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.de.
Geraten Sie in Verkaufssituationen immer wieder an Grenzen?
Wie Sie unterschiedliche Persönlichkeitstypen zielgerichtet ansprechen, erfahren Sie im Praktikerhandbuch „Vertriebsgötter“.
Interessiert? Dann können Sie das Buch ab sofort zum vergünstigten Schnäppchenpreis unter diesem Link bestellen.