24.6.2025 – In der Sparte Unfall hat die Bafin 2024 mit 108 Beschwerden ein Sechstel weniger abschließend bearbeitet als im Jahr zuvor. Im Schnitt waren es nur 0,15 Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken. Auf die höchste Beschwerdequote kam die Ergo Direkt mit 2,8. Nur wenige Branchengrößen schnitten klar schlechter als der Markt ab.
Im vergangenen Jahr hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) 108 Beschwerden über die deutschen Unfallversicherer abschließend bearbeitet. Das ist der aktuellen unternehmensindividuellen Beschwerdestatistik der Behörde zu entnehmen, die Mitte Mai veröffentlicht wurde.
Dies war nach einer leichten Zunahme ein Jahr zuvor (VersicherungsJournal 4.7.2024) der vierte Rückgang in den vergangenen fünf Jahren. 2024 wurde der Tiefststand von vor zwei Jahren (28.6.2023) unterboten. Der Höchststand auf 17-Jahressicht war mit fast 800 bearbeiteten Eingaben im Jahr 2008 zu beobachten.
Ein Rückgang wurde im vergangenen Jahr ansonsten nur noch in der Sparte Leben verzeichnet (minus über ein Achtel) (19.5.2025). In den anderen Sparten gab es meist deutliche Steigerungen. In der Kfz-Versicherung zeigte die Kurve dabei um weit über die Hälfte nach oben (12.5.2025).
In der Wohngebäude- (13.5.2025) sowie der privaten Krankenversicherung (PKV) (15.5.2025) betrug die Zunahme jeweils mehr als ein Drittel, in der Haftpflichtversicherung (11.6.2025) rund ein Drittel und in der Hausratversicherung etwa ein Siebtel (27.5.2025). Nur minimal aufwärts ging es in der Haftpflichtversicherung (4.6.2025).
Die Beschwerdequote liegt 0,15 Beanstandungen pro 100.000 Verträge weiterhin auf verschwindend niedrigem Niveau. Sie ergibt sich aus den Reklamationen in Relation zum Bestand an versicherten Risiken von etwa 80,9 Millionen zum Jahresende 2023.
Selbst wenn man noch die knapp 500 Beschwerden beim Versicherungsombudsmann e.V. (16.4.2025) hinzurechnet, ändert sich daran nichts. Denn selbst dann blieben immer noch mehr als 99.999 von 100.000 Verträgen beschwerdefrei.
Insgesamt werden in der Beschwerdestatistik 45 Unfallversicherer aufgeführt. Unter den aufgelisteten Gesellschaften mit einem Bestand von mehr als 75.000 errechnen sich für insgesamt acht Anbieter Werte von über einer Beanstandung pro 100.000 versicherte Risiken.
Die höchste Quote verzeichnete mit fast drei Beschwerden pro 100.000 versicherte Risiken die Ergo Direkt Versicherung AG (sechs Reklamationen bei einem Bestand von etwa 179.000). Auf Werte von knapp unter zwei kamen Baloise Sachversicherung AG Deutschland (neun zu 450.400) und die Hansemerkur Allgemeine Versicherung AG (zwei zu 113.900 Risiken).
Eine Eins vor dem Komma stand auch bei der Axa Versicherung AG (neun zu etwa 680.000), bei der Rheinland Versicherungs AG (eins zu 77.800), bei der Mecklenburgischen Versicherungsgesellschaft a.G. (zwei zu 175.500), bei der Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft AG, Direktion für Deutschland (eins zu 98.000) und bei der Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG (zwei zu 198.000).
Deutlich verbessert hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Stuttgarter Versicherung AG. Bei ihr ging das Beanstandungsvolumen von 13 auf drei zurück – bei zuletzt rund 537.700 Risiken. Die Quote sank von 2,4 auf 0,6 Beschwerden pro 100.000 versicherte Risiken.
Die zwölf größten Anbieter mit mehr als einer Million versicherten Risiken im Bestand agierten mehrheitlich besser als der Markt. Die niedrigste Quote von nur 0,02 errechnen sich für die Arag Allgemeine Versicherungs-AG (zwei Beanstandungen zu 8,97 Millionen Risiken) sowie für die Bayerischer Versicherungsverband Versicherungs-AG (eins zu 4,41 Millionen).
Besser als der Markt agierten mit je weniger als 0,1 Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken die R+V Allgemeine Versicherung AG (eins zu 1,34 Millionen) und die Huk-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. (eins zu 1,25 Millionen).
Hauchdünn schlechter als der Markt schnitt die Debeka Allgemeine Versicherung AG ab (drei Beschwerden bei einem Bestand von zwei Millionen). Werte zwischen knapp 0,2 und fast 0,5 standen zu Buche für die Allianz Versicherungs-AG (acht zu 4,3 Millionen), die Generali Deutschland Versicherung AG (zwölf zu 3,81 Millionen) und die Ergo Versicherung AG (sieben zu 1,48 Millionen).
Seit rund einem Vierteljahrhundert veröffentlicht die Bafin jährlich eine nach Versicherungsunternehmen und -zweigen aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Diese stellt den Angaben zufolge eine Momentaufnahme dar, die durch verschiedene Ereignisse beeinflusst sein kann. Versicherer ohne Beschwerden werden beispielsweise gar nicht aufgeführt.
Die Zahlen sollen „einen Indikator über Qualität und Größe des Versicherungsgeschäfts“ vermitteln, so die Aufsicht. Die Behörde weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft der Statistik über die Qualität einzelner Unternehmen hin. Denn eine Aussage darüber, ob die bearbeiteten Beschwerden begründet gewesen sind oder nicht, geben die Daten nicht her.
Zudem werde die im Laufe eines Jahres abschließend von der Bafin bearbeitete Beschwerdezahl in Relation zu den versicherten Risiken zum Vorjahresende gesetzt. „Stark expandierende Versicherer […] werden durch die Nennung der Bestandszahlen benachteiligt, weil sich der im Laufe des Jahres erhöhte Bestand, aus dem sich die Beschwerden ergeben, nicht in der Statistik wiederfindet“, so die Begründung.
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