15.1.2025 – Die Wefox Insurance hat einen Abnehmer für das hauseigene Schadengeschäft gefunden: Der Run-off-Spezialist Darag soll fortan die Bestandsverträge betreuen. Davon betroffen sind auch die deutschen Versicherungskunden.
Die Darag-Gruppe wird ein größeres Versicherungsportfolio der angeschlagenen Wefox Insurance AG übernehmen und abwickeln. Das teilen die Darag und die Wefox Holding AG am Dienstag gemeinsam der Presse mit. Das Portfolio umfasse Kfz-Versicherungen sowie private Haftpflicht- und Sachversicherungen in Deutschland, Italien und der Schweiz, wie es im Pressetext heißt.
Die Übertragung stehe im Zusammenhang mit dem zuvor angekündigten Verkauf der Wefox Insurance an eine Gruppe von Schweizer Unternehmen unter der Führung der Beratungsgesellschaft für die zweite Säule AG (Berag), teilen beide weiter mit.
Die Berag ist ein 1973 gegründeter Dienstleister für Schweizer Pensionskassen. Den Verkauf hatte die Wefox Holding bereits im Dezember bekanntgegeben (VersicherungsJournal 3.12.2024).
Mit der Übergabe der Altbestände schreitet die Restrukturierung der Wefox-Gruppe fort. Für den hauseigenen Versicherer, 2018 unter dem Namen „One Insurance“ gestartet (2.2.2018), hatte das Unternehmen große Pläne. Gründer Julian Teicke gab wenige Monate nach dem Start die Losung aus, One solle zur „größten Versicherungsgesellschaft der Welt werden“.
Wefox galt lange Zeit als eines der vielversprechendsten Insurtechs auf dem europäischen Markt und wurde als sogenanntes Einhorn bezeichnet – ein Begriff für ein Start-up mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar, das noch nicht an der Börse gelistet ist.
Der Wert des Unternehmens wurde noch im März 2024 auf 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gruppe knapp drei Millionen Kunden in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, den Niederlanden und der Schweiz (6.3.2024).
Als Stärke des Unternehmens wurde es gewertet, dass man von Beginn an auf mehreren Gleisen unterwegs war. So trat man nicht nur als Versicherer auf, sondern betrieb auch das Assekuradeurs-, Makler- und Plattformgeschäft.
Aber im Laufe des vergangenen Jahres wurden immer mehr Vorwürfe gegen das Gründerteam um Julian Teicke laut, die einen raschen Absturz des Unternehmens zur Folge hatten. So soll die hohe Bewertung auch daraus resultiert haben, dass Teicke Investoren teils unrealistische Zusagen gemacht habe.
Laut Manager Magazin wurde ihnen eine jährliche Rendite von mindestens 25 Prozent zugesichert.
Als Pferdefuß entpuppte sich auch die fehlende Profitabilität: 2023 machte die Versicherungstochter Wefox Insurance 36 Millionen Euro Verlust vor Steuern. Die Folgen waren unter anderem ein Rückzug vom deutschen Markt und mehrere, teils chaotische Wechsel an der Führungsspitze.
Derzeit wird die Wefox Holding vom früheren Allianz-Manager Joachim Müller geführt (20.9.2024). Das Neugeschäft in den nun abzugebenden Versicherungsbereichen wurde bereits im Juli 2024 eingestellt (1.7.2024).
Die jetzige Übertragung der Vertragsbestände auf die Darag soll für die Bestandskunden keine Auswirkungen haben, teilen die Unternehmen in ihrem Pressetext mit. Der Service für alle ehemaligen Versicherungsnehmer bleibe weiterhin gewährleistet.
Die Übertragung finde in Form eines Verlustportfolio-Transfers (LPT) statt, berichten die Beteiligten weiter. Dabei werden die rechtlichen und finanziellen Verpflichtungen eines bestehenden Portfolios, insbesondere von Versicherungsverträgen, auf einen anderen Versicherer übertragen.
Um wie viele Verträge es sich handelt und welches Volumen diese haben, teilen die Unternehmen nicht mit. Die Transaktion soll aber das gesamte Geschäft umfassen, das in Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) angesiedelt ist und der behördlichen Genehmigung bedarf.
Im Dezember berichtete das „Handelsblatt“ aus Finanzkreisen, dass es Wefox gelungen sei, neues Geld von Investoren einzusammeln: von 60 bis 80 Millionen Euro sei die Rede. Die Bewertung sei stark gesunken und liege nur noch bei 500 Millionen Euro (Medienspiegel 12.12.2024).
Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein, wo die Insurance ihren Sitz hat.
Nach der Neuausrichtung ihres Portfolios will sich die Gesellschaft künftig auf Krankentagegeldversicherungen für Firmenkunden mit dem Geschäftsschwerpunkt Schweiz fokussieren.
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