Was 2025 auf die Versicherungsbranche zukommt

17.1.2025 – Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen, hat wieder einen Blick in die Zukunft der Versicherungsbranche geworfen. Dabei hat er unerwartete Antworten auf die Frage gefunden, worauf sich Assekuranz und Vermittler einstellen müssen. Sein nicht ganz ernst gemeinter, gleichwohl bedenkenswerter Ausblick findet sich hier in Auszügen und in voller Länge in Ausgabe 01/2025 der Zeitschrift.

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Auch in diesem Jahr haben viele Leser wieder den Wunsch an uns herangetragen, aus Gründen einer größeren Aktualität nicht nur den traditionellen Jahresrückblick zu veröffentlichen (Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) Nummer 12, Dezember 2024), sondern zusätzlich auch eine knappe Vorschau auf die wichtigsten Ereignisse des neuen Jahres zu geben, weil das nicht wenigen für ihre tägliche Arbeit hilfreich erscheint.

Wir kommen diesem Wunsch gern nach, weisen aber vorsorglich darauf hin, dass die folgende Jahresvorschau möglicherweise in dem einen oder anderen Punkt nicht vollständig mit den Ereignissen des Jahres übereinstimmen wird. Dies bitten wir zu entschuldigen.

Februar

Die Versicherer arbeiten intensiv daran, im War for Talents bei Nachwuchskräften attraktiver zu werden. Zu diesem Zweck führt der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen im Februar innovative Berufsbilder ein, die auch branchenfremde junge Talente anlocken sollen. Darunter finden sich Agilitätsbeauftragte, Unternehmenskulturarbeitende und Change-Begleiter (m/w/d).

Im PKV-Vertrieb wird der neue Fachwirt Umdeckungen eingeführt, die Duale Hochschule Tötensen/Nordwestheide bietet einen Bachelor in Social Hacking an. Der Cobol-Prepper soll vor allem ausländische IT-Kräfte anziehen, um den eklatanten Mangel an Experten für prähistorische Programmiersprachen zu beheben.

Mit dem Head of Migration zielt die Branche dagegen auf junge, männliche AfD-Wähler mit gehobenen IT- und Englischkenntnissen, die in der Berufswahl auf Purpose achten. Nur für Putin-Verstehende bleibt auch in diesem Jahr kein Platz in der deutschen Assekuranz, während Trump-Apologeten zumindest bei global tätigen Industrie- und Rückversicherern wieder willkommen sind.

März

Voodoo-Zauber in der deutschen Lebensversicherung: 2025 geht als das „Zombie-Jahr“ in die Geschichte ein. Riester kommt zurück, Rürup ist noch da. Die immer wieder totgesagten klassischen Garantieprodukte mischen sich nach Geisterbeschwörungen bei DVAG und Generali wieder unter die Lebenden. Die Aussicht auf üppige staatliche Förderung lockt sie aus dem Jenseits zurück.

Ob das von den Lebensversicherern gefürchtete Altersvorsorgedepot auch von den Toten aufersteht, ist noch nicht klar. Sollte es in der neuen Legislaturperiode aber mit einem Provisionsdeckel in die Politik zurückkehren, dürfte es schnell von einer dafür gemeinsam geweihten Silberkugel der deutschen Vermittlerverbände ins Reich der Toten zurückbefördert werden.

April

Nicht immer ist alles gut und gesund, was in der deutschen Versicherungswirtschaft passiert. 2025 kommt es zu einem schweren Ausbruch von Fusionsfieber in etlichen Vorständen. Häufig tritt die Krankheit zusammen mit Größenwahn auf, was sie besonders gefährlich machen kann. Meist wird sie spät entdeckt, weil sie sich in der Regel hinter sehr vielen Charts und halbenglischem Berater-Sprech verbirgt.

Eine weitgehende Immunität verschaffen Fusions-Erfahrungen von Vorständen innerhalb der letzten fünf Jahre. Anzeichen für fortgeschrittenen Fusionswahn ist das gehäufte Aufkommen von Begriffen wie Doppelspitze, Perfect Match, Wachstumssynergien und Augenhöhe.

Manchmal kann ein Zusammentreffen der Erkrankten mit anderen Infizierten das Fusionsfieber rasch senken. Über Spätfolgen weiß man bislang wenig: Weil viele Patienten nach einem Abklingen der akuten Symptome ins Privatleben verschwinden, werden regelmäßige Untersuchungen schwierig. Oft bleibt nur ein Blick in die Geschäftsberichte, um Fusionsfieber in Verbindung mit Größenwahn langfristig zu diagnostizieren.

August

Die neue Bundesregierung stellt die Förderung der rezessionsgeplagten Wirtschaft in den Vordergrund ihrer Tätigkeit. Davon profitieren auch die deutschen Vermittler. Während in der Lebensversicherung bisher die Kunden mit den Abschlussprovisionen die Existenzgründer im Vertrieb finanziert haben, wird der Aufwand nun geteilt: Für jede akquirierte Lebensversicherungspolice eines Vermittlers unter 30 übernimmt der Staat 50 Prozent der Abschlussprovision.

Damit soll direkt der deutsche Mittelstand gefördert werden. Schneller als die Bafin „Wohlverhaltensaufsicht“ sagen kann, setzt die Branche die Provisionssätze hoch.

Aber das Konzept wird kein Erfolg: Die Förderformulare aus dem Bundeswirtschaftsministerium fallen mit 34 zu beantwortenden Fragen so komplex aus, dass die Jung-Vermittler lieber Fondssparpläne verkaufen als staatlich-provisionsgestützte Lebensversicherungen.

September

Im Spätsommer werden die Maklerunternehmen knapp, die noch von Investoren und Marktkonsolidierern übernommen werden können. Die großen Vermittlerverbände fordern ihre Mitglieder auf, nun aktiv zu werden, um die noch unverbrauchten Gelder der Investoren abzugreifen und sich mit goldenem Handschlag aus dem Markt zu verabschieden.

Mancherorts gründen etablierte Makler auch hektisch neue Unternehmen, die dann nach entsprechenden Bestandsaufteilungen gleich zu guten Preisen verkauft werden können.

Nur noch ein harter Kern von Maklern widersetzt sich dem Übernahme-Hype. Unter dem Motto „Größe ist nicht alles“ gründen sie den „Verband der unfusionierbaren Makler“ (VDUM) und hoffen, auch weiter von den Versicherern beim Geschäft berücksichtigt zu werden.

Dezember

Das Ende des Jahres ist auch für die deutschen Versicherungsmanager ein Moment, um einmal jenseits des Tagesgeschäftes dankbar dafür zu sein, wie gut man es eigentlich in Deutschland hat. Hierzulande werden keine Krankenversicherungsvorstände erschossen, weil ihr Unternehmen den Kunden lebenswichtige Behandlungen verweigert.

Die KI wird so streng kontrolliert, dass es keine Skandale wegen automatischer Deckungsablehnungen aufgrund von undurchsichtigen Risikobewertungen gibt. Und die Insurtechs haben wegen der komplexen Regulierung und der hohen Anforderungen an neu gegründete Versicherer keine Chance, den etablierten Gesellschaften gefährlich zu werden.

Trotz vieler Klagen über den Niedergang des Wirtschaftsstandorts: Es ist nicht alles schlecht in Deutschland.

Dr. Marc Surminski

Der Autor ist Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen. Der vollständige Ausblick auf 2025 kann in der aktuellen Ausgabe 01/2025 der Zeitschrift nachgelesen werden. Auszüge aus den Jahresvorschauen der Vorjahre finden sich im VersicherungsJournal Archiv.

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