Fast drei von vier Risikoleben-Tarifen reißen die Marktstandards

14.11.2024 – Das Infinma Institut hat 75 Risikolebensversicherungen von 15 Anbietern mit einem Zertifikat ausgezeichnet, weil deren Bedingungen in 19 unterschiedlichen Qualitätskriterien durchgängig mindestens den Marktstandard erfüllen oder ihn übertreffen. Insgesamt standen 269 Tarife von 59 Gesellschaften auf dem Prüfstand.

Die Infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH hat am Donnerstag die aktuelle Auflage der Analyse „Marktstandards in der Risikolebensversicherung“ veröffentlicht. Premiere hatte die Untersuchung vor drei Jahren (VersicherungsJournal 23.4.2021). Aktuell wurden 269 Produkte von 59 Anbietern unter die Lupe genommen. Bei der vorangegangenen Auflage waren es noch 284 Offerten von 61 Gesellschaften.

Bewertet wurden die reinen Bedingungen, basierend auf insgesamt 19 selbst gewählten Qualitätskriterien. Die Analysten weisen ausdrücklich darauf hin, dass aus diesen Merkmalen kein Rating erstellt wird, „da wir auf dem Standpunkt stehen, dass sich die einzelnen Bedingungsbestandteile nicht gegeneinander ‚aufrechnen‘ lassen“.

19 Kriterien zum Erfüllen des Marktstandards

Deshalb werde auch keine Bewertung in Form von Punkten vorgenommen. Stattdessen werde für die einzelnen Kriterien dargelegt, ob der Anbieter eine Regelung getroffen hat, die besser oder schlechter als die meist verwendete ist.

„Der Marktstandard wird für uns durch die Regelung definiert, die in den betrachteten Bedingungswerken am häufigsten verwendet wird“, stellt das Institut zur Methodik heraus. Das Marktstandard-Modell ist nicht unumstritten (VersicherungsJournal 2.5.2013).

Untersucht wurden folgende 19 Kriterien:

Todesfallleistung bei schwerer Krankheit,
Bau-Bonus,
Kinder-Bonus,
Leistung bei Suizid,
Verlängerungsoption,
Tarifwechsel für Raucher,
Meldepflicht Rauchen,
Nachprüfung für Nichtraucher,
Beitragsdynamik,
Nachversicherungsoption ohne Anlass,
Beitragsstundung bei Zahlungsschwierigkeiten,
Beitragsfreistellung statt Kündigung,
Versicherung für verbundene Leben,
Kindermitversicherung,
ereignisabhängige höhere Todesfallleistung,
Soforthilfe,
Zusatzleistungen möglich,
Pflege-Bonus,
Verzicht auf § 19 Absatz 3 und 4 VVG.

Bei zahlreichen Kriterien erfüllen alle Produkte den Marktstandard

Beim Aspekt „ereignisabhängige höhere Todesfallleistung“ fällt auf, dass bei 242 Offerten keine solche gezahlt wird, womit diese Merkmalsausprägung den Standard darstellt. Bei den verbleibenden 27 Tarifen wird im Todesfall bei bestimmten Ereignissen eine erhöhte Todesfallsumme gezahlt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei mehreren anderen Leistungskriterien. So wird etwa der Standard „Es wird im Todesfall keine Soforthilfe gezahlt“ von fast jedem vierten Testkandidaten übererfüllt (Soforthilfe wird gezahlt).

Eine Verlängerungsoption wird bei 155 Produkten nicht angeboten (Marktstandard). Die verbleibenden 119 Angebote übererfüllen den Standard. Dabei wird bei acht Offerten eine Verlängerung um bis zu zehn Jahren angeboten. Bei 97 Tarifen sind es bis zu 15 Jahre und bei sechs Produkten sogar bis zu 40 Jahre. Bei fünf Testkandidaten ist immerhin „eine Verlängerung […] in den ersten zehn Versicherungsjahren möglich“.

Mehrere „K.O.-Kriterien“ bei der Bewertung der Risikoleben-Tarife

Zu den „K.O.-Kriterien“ gehören unter anderem die Regelungen zu „Todesfallleistung bei schwerer Krankheit“. Hier ist bei 99 Testkandidaten keine entsprechende Option vorgesehen, bei einer weiteren Lösung kann erst bei einer Lebenserwartung von unter drei Monaten geleistet werden. Damit bleibt weit mehr als ein Drittel hinter dem Marktstandard (Lebenserwartung unter zwölf Monate) zurück.

Noch größer sind die Anteile bei den Kriterien „Nachversicherungsoption ohne Anlass“ und „Tarifwechsel für Raucher“. Dies ist nur bei 132 (Nachversicherung) beziehungsweise 141 Offerten möglich. Damit bleibt jeweils rund die Hälfte hinter dem jeweiligen Marktstandard zurück.

: Marktstandards Risikolebensversicherung – Tarifwechsel für Raucher (Bild: Infinma)

Deutlich weniger Zertifikate für Lebensversicherer

Die Analysten weisen darauf hin, dass es bei den beiden letztgenannten Aspekten jeweils einen neuen Marktstandard gebe. Dies habe sich auch auf die Anzahl der zertifizierten Angebote ausgewirkt.

So erhielten aktuell nur noch 75 Offerten von 15 Anbietern ein Zertifikat, dass sie in allen oben aufgeführten Kriterien mindestens den Marktstandard erfüllen oder diesen sogar übertreffen. Das entspricht einem Anteil von einem guten Viertel. Im Vorjahr (6.12.2023) traf dies noch auf 104 Lösungen von 28 Gesellschaften zu (Anteil: weit über ein Drittel).

Zur Gruppe der zertifizierten Gesellschaften gehören bis zu 18 Angebote der Versicherungsanbieter (Stand: 11/2024):

Ein Dutzend Risikolebensversicherer ohne zertifizierten Tarif

Während es sich bei den vorgenannten Unternehmen durch die Bank um „Wiederholungstäter“ handelt, musste sich über ein Dutzend Anbieter aus der Riege der Risikolebensversicherer mit mindestens einem zertifizierten Tarif verabschieden. Dazu gehören