12.11.2024 – Die Branche hat 2023 mit 2,5 Prozent der Einnahmen so viel für die Verwaltung ausgegeben wie schon lange nicht mehr. Die Quoten auf Anbieterebene reichen von weit unter einem bis über elf Prozent. Wer zu den Schlusslichtern beziehungsweise zu den Spitzenreitern gehört. (Bild: Wichert)
Im vergangenen Jahr ist die Verwaltungskostenquote (Verwaltungsaufwendungen brutto in Prozent der verdienten Bruttobeiträge) der deutschen Lebensversicherer von 2,34 auf 2,46 Prozent gestiegen (plus fünf Prozent).
Dies ist dem Anfang November erschienenen Map-Report Nummer 936 – „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023“ (5.11.2024) zu entnehmen. Der aktuelle Wert entspricht nach dem vierten Anstieg in Folge dem auf Vierzehn-Jahressicht höchsten Wert. Höher lag er zuletzt 2009. Der Tiefststand wurde 2019 (16.12.2020) erreicht.
Nach Daten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) sind die laufenden Verwaltungsaufwendungen im Berichtsjahr minimal von 2.223 Millionen Euro auf 2.220 Millionen Euro gestiegen. Ein höherer Betrag wurde zuletzt 2006 und 2007 gemessen. Am wenigsten zahlte die Branche 2016 und 2017 mit jeweils unter zwei Milliarden Euro.
Zugleich ist das Prämienvolumen in der Lebensversicherung im engeren Sinne (also ohne Pensionskassen und Pensionsfonds) um etwa vier Prozent auf unter 89,2 Milliarden Euro zurückgegangen.
Die im Map-Report insgesamt 78 aufgeführten Lebensversicherer weisen für 2023 Verwaltungskostensätze zwischen 0,8 und über elf Prozent aus. Auf den niedrigsten Wert kommt die Europa Lebensversicherung AG, die erneut (23.11.2023) als einziger Akteur unter einem Prozent blieb. Zwei Jahre zuvor war dies noch vier Marktteilnehmern gelungen (15.11.2022).
Mit Quoten von jeweils leicht über einem Prozent folgen dahinter die Cosmos Lebensversicherungs-AG, die Allianz Lebensversicherungs-AG, die Deutsche Lebensversicherungs-AG (DLVAG) die Delta Direkt Lebensversicherung AG und die Hannoversche Lebensversicherung AG.
Verwaltungskostenquoten von unter 1,7 Prozent standen auch für die R+V Lebensversicherung AG, die Hansemerkur Lebensversicherung AG, die LVM Lebensversicherungs-AG und die BL die Bayerische Lebensversicherung AG zu Buche.
Dahinter reihen sich drei weitere Unternehmen mit Sätzen von unter zwei Prozent vor 31 Anbietern mit einer Zwei vor dem Komma ein. 26 Akteure haben eine Drei oder eine Vier vor dem Komma. Am Ende der Rangliste finden sich acht Lebensversicherer mit Werten von mehr als fünf Prozent wieder.
Die Targo Lebensversicherung AG (Nummer 22 im Markt mit etwa 1,05 Milliarden Euro verdienten Bruttoprämien) kommt als einziger Akteur auf eine zweistellige Quote (11,3 Prozent). Ein vergleichsweise hoher Wert wird auch für LPV Lebensversicherung AG (früher PB Lebensversicherung AG) (11.1.2023) mit über zehn Prozent ausgewiesen.
Werte von über fünf Prozent werden neben der Direkte Leben Versicherung AG auch für vier im Run-off befindlichen Gesellschaften ausgewiesen. Dies sind die Victoria Lebensversicherung AG, die Ergo Lebensversicherung AG, die Athora Lebensversicherung AG und die Proxalto Lebensversicherung AG.
Die erst kürzlich aus dem Run-off ins aktive Geschäft zurückgekehrte BY die Bayerische Vorsorge Lebensversicherung a.G. (früher Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G.) (5.6.2024) kommt ebenfalls auf über fünf Prozent. Quoten von jeweils um die 4,7 hatten die Signal Iduna Lebensversicherung AG sowie die Helvetia Schweizerische Lebensversicherungs-AG zu verzeichnen.
Dass sich so viele Run-off-Gesellschaften unter den Akteuren mit hohen Verwaltungskostensätzen befinden, bezeichnete Professor Dr. Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund in einem Artikel für den Branchendienst Versicherungsmagazin als erstaunlich.
In dem Text, in dem er die Kostensituation zum jeweils vorherrschenden Vertriebsweg in Bezug setzt, führt Beenken aus, dass doch als einer der Vorzüge des Lebensversicherungs-Run-offs regelmäßig eine hohe Kosteneffizienz hervorgehoben werde (Medienspiegel 20.11.2023).
Wie aus dem Zahlenmaterial des Map-Reports weiter hervorgeht, konnten 25 (Vorjahr: 18) Akteure ihren Abschlusskostensatz senken. 51 (59) Unternehmen gelang dies nicht. Die stärkste Senkung schaffte die Signal Iduna AG in ihrem zweiten Geschäftsjahr (2.12.2021). Der Verwaltungskostensatz nahm um fast 3,6 Prozentpunkte ab.
Die stärksten Erhöhungen waren andererseits mit 0,83 Prozentpunkten bei der LPV sowie mit jeweils plus 0,75 Prozentpunkte bei der Öffentlichen Lebensversicherung Sachsen-Anhalt (Ösa) und der Sparkassen-Versicherung Sachsen Lebensversicherung AG (SV Sachsen) zu beobachten. Die beiden letztgenannten Gesellschaften gehörten zu den Akteuren mit dem größten Prämienschwund (18.9.2024, 16.4.2024).
Kennzahlen sollten nach Aussage von Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages „generell nicht als der Weisheit letzter Schluss angesehen werden“. Dies gelte insbesondere für die medial beliebten Abschluss- und Verwaltungskostenquoten.
So erfreue sich die Verwaltungskostenquote „beim oberflächlichen Betrachter höchsten Interesses. Sie kann aber leicht missbraucht werden, um den vermeintlich kostengünstig arbeitenden Lebensversicherer über diese Quote zu ermitteln“, so Klages im Begleittext des aktuellen Heftes.
Denn in der Verwaltungskostenquote landen lediglich die Kosten der Abteilung Betrieb – wie viel Geld also etwa für Beitragsverbuchungen, Adressänderungen und Änderungen der Bankverbindung verbraucht werden. Die Kosten für die Kapitalanlageverwaltung verbergen sich in den Aufwendungen für Kapitalanlagen, die Kosten der Schadenregulierung würden bei den Versicherungsleistungen versteckt und die des Vertriebs in der Abschlusskostenquote.
Die Höhe der Verwaltungskostenquote sei „unter anderem abhängig von der Bestandsstruktur und dem Alter des Unternehmens. Bei einem hohen Anteil an Risikoversicherungen mit vergleichsweise niedrigem Beitragsniveau wird diese Quote häufig höher sein, als wenn überwiegend beitragsintensive Einzel-Kapitalversicherungen im Bestand enthalten sind“, erläutert Klages.
Neben Allianz und R+V schafften es zwei weitere Branchenschwergewichte auf die vorderen Plätze im Marktvergleich. Drei der neun größten Unternehmen (mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz) agierten schlechter als der Branchendurchschnitt (12.11.2024).
Der Map-Report Nummer 936 – „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023“ ist bei der Franke und Bornberg GmbH erschienen. Er enthält auf 195 Seiten neben den detaillierten Ratingergebnissen auch Übersichten zu insgesamt rund zwei Dutzend Bilanzkennzahlen (Geschäftsjahr 2023) von bis zu 78 Anbietern. Das Heft ist als E-Paper ab 495 Euro netto über die Bestellseite von Franke und Bornberg erhältlich.
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