Extremwetter: Diese Versicherer senden Gefahrenhinweise aufs Handy

16.3.2023 – Als Reaktion auf die Hochwasserkatastrophe 2021 haben Versicherungs-Unternehmen Warnsystem aufgelegt, die bei anstehenden Extremwetterereignissen Vorwarnungen direkt aufs Smartphone verschicken. Die Angebote von Debeka, SV, VGH, BGV, Provinzial und Allianz stehen teilweise nicht nur Versicherungskunden offen.

Sturm, Starkregen, schwerer Schneefall – Extremwetterereignisse nehmen zu. Nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 (VersicherungsJournal Archiv) rückten Warn-Apps in den Fokus, um die Bevölkerung künftig besser vor solchen ausgeprägten Gefahrensituationen warnen zu können.

Mittlerweile gibt es neben der Technik Cell Broadcast, bei der jeder Smartphone-Besitzer im Katastrophenfall über das Mobilfunknetz automatisch eine Warnmeldung erhält, verschiedene Warn-Apps am Markt. Diese müssen die Nutzer aber selbst auf ihrem Handy installieren.

Hochwasser im Ahrtal 2021 (Bild: Provinzial)
Hochwasser im Ahrtal 2021 (Bild: Provinzial)

Stiftung Warentest prüft Warnsysteme

Die Stiftung Warentest hat kürzlich Cell Broadcast und die Apps „Nina“ vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), „Katwarn“ vom Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme e.V., „Biwapp“ von der Marktplatz GmbH - Agentur für Web & App, „WarnWetter“ des Deutschen Wetterdienstes und „Meine Pegel“ der Bundesländer vorgestellt. Die Informationen sind frei abrufbar.

Die Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass bei Nutzung der Funktion „Nicht stören“ viele Handys stumm bleiben, wenn eine Warnmeldung per App gesendet wird. Unter Android könnten Nutzer aber für jede App festlegen, ob diese auch im Modus „Nicht stören“ akustische Warnungen ausgeben darf.

Unter iOS sei dies erst seit der Version 15 möglich. Für Warnmeldungen sehe Apple jedoch die Funktion „Kritische Hinweise“ vor und schaltet diese für bestimmte Apps frei. App-Entwickler könnten eine Freischaltung bei Apple beantragen. Die Betreiber von Nina und Katwarn haben die Funktion „Kritische Hinweise“ inzwischen eingebaut, berichten die Verbraucherschützer.

Neben den Bundesländern und dem Bund, wissenschaftlichen Einrichtungen und Anwendungsentwicklern hat auch die Assekuranz auf die Jahrhundertflut 2021 reagiert. Mehrere Versicherungs-Unternehmen haben seither Instrumente aufgelegt mit dem Ziel, Schäden durch Extremwetterereignisse zu vermeiden oder zu reduzieren.

Debeka: Schadenregulierung sofort im Anschluss

Bereits seit Herbst 2021 bietet die Debeka Allgemeine Versicherung AG ein kostenloses Warnsystem für Versicherte in der Sparte Wohngebäude an (30.9.2021). Wird in einem bestimmten Gebiet ein Unwetter vorhergesagt, bekommen die betroffenen Kunden gezielt eine SMS mit einer entsprechenden Information auf ihr Mobiltelefon.

Ist nach der Warnung ein Schaden eingetreten, können die Versicherten über einen Link, der in einer zweiten SMS an Betroffene geschickt wird, den Schaden melden. Verbraucher, die das Angebot der Gesellschaft nutzen wollen, müssen aktiv ihre Zustimmung geben. Datengrundlage ist die Postleitzahl und die Geokoordinate des Kunden.

SV: App steht allen Interessierten zur Verfügung

Die App „SV Haus & Wetter“ der SV Sparkassenversicherung Gebäudeversicherung AG warnt vor Unwetter an bis zu zehn ausgewählten Orten. Schäden können direkt über die Anwendung gemeldet werden.

Die Funktionen stehen allen Interessierten kostenlos zur Verfügung. Der Service wird in Zusammenarbeit mit der Ubimet GmbH angeboten.

VGH: Alarm bis zu 48 Stunden im Voraus

Unwetterwarnungen per Push-Mitteilung versendet auch die Wetter-App der VGH Versicherungen. „Wind und Wetter" wurde nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt.

Gefahrenhinweise und Wettervorhersagen sind ebenfalls für bis zu zehn Orte möglich. Der Alarm erfolgt bis zu 48 Stunden im Voraus.

BGV: Gefahrenhinweise und Freizeitaktivitäten

Hinweise auf extreme Wetterereignisse verschickt auch die BGV-Versicherung AG direkt aufs Smartphone. Die kostenlose „MehrWetter“-App basiert auf einer Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut und Ubimet, wird berichtet.

Die Warnungen werden per Push-Nachricht versendet und können über Social Media weitergeleitet werden, heißt es. Eine postleitzahlengenaue Wettervorschau für die kommenden zehn Tage sowie individuelle Verhaltensempfehlungen für Freizeitaktivitäten gehören zu weiteren Features der Anwendung.

Provinzial: Doppelte Absicherung

Auch die Provinzial Versicherung AG bietet eine Warn-App namens „MehrWetter“ an. Diese biete äußerst zuverlässige Wettervorhersagen für die Freizeitplanung sowie automatische Unwetterwarnungen von Ubimet, schreibt der Versicherer.

Gleichzeitig informieren die Münsteraner auf ihrer Homepage über die App „Katwarn“. Diese informiere nicht nur über eine Gefahrensituation, sondern auch über das bestmögliche Verhalten.

Allianz: Feldversuch überzeugte

Die Allianz Versicherungs-AG hat aktuell den Empfängerkreis ihrer kostenlosen Unwetterwarnung für Privatkunden mit Wohngebäude-, Hausrat- und Kfz-Kasko-Verträgen erweitert. Zusätzlich 1,1 Millionen Versicherte erhalten nun bei anstehenden Wetterereignissen eine Vorwarnung per SMS auf ihr Mobiltelefon – sofern sie dies wünschen. Die ausgewählten Kunden wurden per Mail über den neuen Service informiert und können diesen jederzeit abwählen.

Die Warnungen werden in Zusammenarbeit mit Ubimet punktgenau für den Wohnort und zeitlich präzise erstellt und versendet, heißt es. Anders als Cell Broadcast werde nicht nur bei Katastrophen gewarnt, die eine Gefahr für Leib und Leben darstellen, sondern auch bei Unwettern, die Sachschäden verursachen können.

Vorausgegangen war ein Feldversuch im vergangenen Jahr. 15.000 Privatkunden des Versicherers erhielten vor dem Auftreten von den Unwetterereignissen Sturm, Gewitter, Starkregen, Hagel, Eisregen und schwerer Schneefall eine Ankündigungs-SMS auf ihr Mobiltelefon.

Das Ergebnis: 96 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie nach einer Warnung aktiv Maßnahmen ergreifen, um mögliche Schäden zu vermeiden. Jeder Zweite bestätigte, dass er aufgrund des Hinweises einen Schaden verhindern konnte. Und jede vierte Teilnehmerin leitete die Voraussagen an Familie und Freunde im gleichen Postleitzahlgebiet weiter.

 
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