1.4.2021 – Alter ist in der Autoversicherung ein Risikomerkmal. Junge Fahrer und Senioren zahlen mehr für ihren Kfz-Schutz. Nun gibt es die Möglichkeit, zumindest den Seniorenzuschlag abzusichern. Dafür müssen die jungen Fahrer eine Mehrprämie zahlen, die als Alterungsrückstellung den Senioren-Zuschlag ganz vermeidet oder abmildert. Das Ersparte kann flexibel genutzt werden, falls kein Auto mehr gefahren wird. Das Bundes-Verkehrsministerium begrüßt die Initiative der Assekuranzen, weil der Alterspuffer die freie Fahrt für Senioren fördert.
Gleich fünf große Kfz-Versicherer planen künftig eine Versicherung gegen den umstrittenen Senioren-Zuschlag in der Autoversicherung. Zwar hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) in einer Marktuntersuchung festgestellt, dass der fast überall verbreitete Seniorenzuschlag rechtlich legitim ist, doch Verbraucherschützer kritisieren die Mehrprämie für Senioren regelmäßig scharf (VersicherungsJournal 26.1.2021,).
Diese Kritik wollen die beteiligten Autoversicherer jetzt mit dem neuen Angebot aushebeln. Gleichzeitig versprechen sie sich einen hohen Wettbewerbsvorteil durch treue Autofahrer bis ins hohe Alter.
Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie eines großen Rückversicherers vom 1. April hervor, die dem VersicherungsJournal vorliegt. „Mit der Kfz-Police „Reserve-Puffer gegen Senioren-Zuschlag“ (RPgSZ) können Autofahrer ab dem 25. Lebensjahr Alterungsrückstellung in der Kfz-Versicherung aufbauen“, erläutern die Autoren.
Der Mehrbeitrag wird mit der Kfz-Prämie erhoben, aber in einem Sondervermögen verwaltet. Ab dem 65. Lebensjahr fließt das Kapital dann zurück in die eigene Kfz-Versicherung. „Damit wird für die Autofahrer ein Polster gegen zu hohe Beiträge im Alter aufgebaut“, so die Aktuare, die auf wissenschaftlicher Basis die notwendige Höhe der Zusatzprämie ermittelt haben.
Für den Durchschnitts-Golf-Fahrer sollen rund drei Euro pro Monat reichen, um den Senioren-Zuschlag ab Alter 65 vollkommen zu vermeiden. Die Alterungsrückstellungen sind erst mit dem 90. Lebensjahr aufgebraucht, so die Berechnung. Die Mehrprämie soll sehr risikoreich, aber nachhaltig am Kapitalmarkt angelegt werden, da ja ein langes Sparziel von bis zu 40 Jahren möglich ist.
Erst ab Alter 55 werden die Alterungsrückstellungen sukzessive in sichere Rentenwerte umgestellt. So falle nur ein marginaler Mehrbeitrag für die „RPgSZ“ an. Ab dem 25. Lebensjahr hätten die meisten jungen Fahrer ihren Schadenfreiheits-Rabatt schon so deutlich gesenkt, dass sie die kleine monatliche Mehrbelastung leicht schultern könnten.
Laut einer Veröffentlichung der General Reinsurance Corporation, die sich mit Senioren-Unfällen beschäftigt, gelten nach Definition der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) Autofahrer zwischen 61 und 75 Jahren erst als „ältere“ Menschen und zwischen 76 und 90 als „alte“ Menschen. Erst ab 91 Jahren wird die Bevölkerung als „sehr alte Menschen“ eingestuft.
„Daher begrüßen wir die Möglichkeit, dass Autofahrer per Alterssparen möglichst lange freie Fahrt am Steuer genießen und auch im hohen Alter eine bezahlbare Kfz-Prämie behalten“, heißt es auf Anfrage von höchster Stelle aus dem von Andreas Scheuer geführten Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Wer seine Schäden bezahlen kann, dürfe auch weiter Autofahren. Seit Jahren wehrt sich der Bundesverkehrsminister gegen verpflichtende Fahreignungstests für Senioren. Zumindest die finanzielle Seite der höheren Unfallquote sei so künftig kein Thema mehr.
Markige Sprüche wie „80-Jährige zahlen mehr als das Doppelte“, wie sie im vorigen Jahr die Verivox Versicherungsvergleich GmbH in die Welt gesetzt hat (13.5.2020), dürften künftig der Vergangenheit angehören.
Dazu sagt ein hochrangiger Vorstand eines Kfz-Versicherers: „Wenn der Senioren-Zuschlag versicherbar ist, kann jeder frei entscheiden, ob er gegen die Mehrbelastung schon in jungen Jahren Vorsorge trifft.“ Die Alterungsrückstellungen gegen den Seniorenzuschlag können laut der Rückversicherungsstudie zudem sehr flexibel eingesetzt werden.
So kann der Senioren-Zuschlagspuffer auch geteilt werden. Dann könnten beispielsweise Rechtsstreitigkeiten aus Verkehrsunfällen finanziert werden, falls keine Rechtsschutz-Versicherung abgeschlossen wurde. Und sollte grüne Politik Senioren das Autofahren im hohen Alter künftig verbieten, kann das angesparte Kapital für den Kauf eines E-Bikes eingesetzt werden.
Michael Boldt - Fast darauf rein gefallen. mehr ...
Erwin Höning - April, April. mehr ...
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Achim Schweizer - Grandiose Idee, die Produktwelt noch komplizierter zu gestalten. mehr ...
Matthias Köster - Zum Glück nur 1. April. mehr ...
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