8.1.2025 – Die Schweizer Versicherungsgruppe will sich laut Bloomberg von ihrem Deutschlandgeschäft trennen. Zuletzt gestaltete sich dieses als schwierig.
Wollen die Helvetia Versicherungen ihr Assekuranzgeschäft in Deutschland verkaufen? Dies berichtet das Medienhaus Bloomberg L.P. am Dienstag. Demnach will die Helvetia in den kommenden Wochen unverbindliche Angebote für das Deutschlandgeschäft einholen und habe bereits die Investmentbank JPMorgan Chase engagiert, um mögliche Käufer zu finden.
Bloomberg beruft sich auf informierte Kreise. Der mögliche Verkauf befinde sich in einem frühen Stadium und die Beratungen seien hierzu noch im Gange, heißt es in dem Artikel.
Der Verkauf solle 500 Millionen bis 600 Millionen Schweizer Franken einbringen, was umgerechnet rund 530 bis 640 Millionen Euro entspricht. Weder die Helvetia noch JP Morgan waren zu einer Stellungnahme bereit.
Bloomberg begründet das Verkaufsinteresse mit dem schwächelnden Geschäft. „Die Deutschland-Sparte erlitt 2023 einen Verlust angesichts der stotternden deutschen Wirtschaft und eingeschränkter Bautätigkeit“, schreibt die Nachrichtenagentur.
Zudem habe die Helvetia-Gruppe im Dezember eine Reihe neuer Finanzziele für die Jahre 2025 bis 2027 ausgegeben und höhere Dividendenzahlungen angekündigt. Das beinhalte auch ein Sparprogramm: Rund 200 Millionen Euro sollen eingespart werden.
In Deutschland sind die Schweizer vertreten mit der:
Ein Blick in die Geschäftsberichte der Helvetia zeigt, dass die Ergebnisse zuletzt zurückgingen. Bei der Leben sank der Jahresüberschuss 2023 von 1,9 Millionen Euro im Vorjahr auf 900.000 Euro.
Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen in der Lebensversicherung gingen gleichzeitig um 10,8 Prozent auf 283,0 Millionen Euro (Vorjahr: 317,4 Millionen) zurück. Die Beitragssumme des Neugeschäfts fiel um 7,3 Prozent auf 675 Millionen Euro.
Die Gesellschaft hat laut Zielke Research Consult GmbH eine „reine“ Solvenzquote (ohne Übergangsmaßnahmen, nicht eingezahltem Eigenkapital und Volatilitätsanpassung) von 360 (Vorjahr: 421) Prozent.
Verluste schrieb die Lebensversicherung in Deutschland hingegen nicht.
Anders jedoch das Nichtleben-Geschäft. Das operative Ergebnis der Helvetia Versicherungs-AG im Geschäftsjahr 2023 war insgesamt negativ.
Der Jahresfehlbetrag hat sich demnach von minus 8,18 Millionen Euro im Jahr 2022 auf minus 1,02 Millionen Euro im Jahr 2023 verbessert. Bei der Direktion für Deutschland lag der Jahresfehlbetrag 2023 bei 11,6 Millionen Euro. Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 liegen derzeit noch nicht vor.
Gestiegenen Prämieneinnahmen von 149,8 Millionen Euro (Vorjahr: 129,2 Millionen) standen beim Sach- und Unfallversicherer im Jahr 2023 um mehr als ein Fünftel auf 93,8 Millionen Euro erhöhte Leistungsausgaben gegenüber. Auch die Kosten für den Geschäftsbetrieb stiegen um 9,3 Prozent auf 37,6 Millionen Euro.
Dem Bericht von Bloomberg widerspricht die Zürcher Kantonalbank (ZKB), eine Anteilseignerin der Helvetia Gruppe.
In einem Kommentar schreibt das Bankhaus: „Die Helvetia hat anlässlich ihres Kapitalmarkttags vom 12. Dezember 2024 ihre Geschäftsstrategie für die kommenden Jahre vorgestellt, bei der die Ländereinheiten Deutschland, Italien und Österreich eine separate Geschäftseinheit bilden, was es eher unwahrscheinlich erachten lässt, dass das Deutschland-Geschäft aktuell zur Disposition steht.“
Auch sei das Deutschland-Geschäft entgegen den Ausführungen von Bloomberg profitabel, argumentiert die ZKB. „Per 1. Halbjahr 2024 wurde für die Nichtlebensversicherung in Deutschland eine Combined Ratio von 94,1 Prozent erzielt, womit eine vorteilhafte operative Gewinnmarge erreicht werden konnte“, schreibt die ZKB.
Nach den neuen Rechnungslegungsregeln (IFRS) sank der Gewinn der Helvetia Gruppe (nach Steuern) im Jahr 2023 um 37 Prozent auf 301,3 Millionen Franken, was knapp 320,2 Millionen Euro entspricht. Das ist allerdings auch auf strengere Regeln bei der Rechnungslegung zurückzuführen, die den Gewinn fast aller großen europäischen Versicherer schrumpfen ließ (VersicherungsJournal 20.12.2024).
Im ersten Halbjahr 2024 steuerte das Deutschland-Geschäft der Helvetia einen bereinigten operativen Gewinn („Underlying Earnings“) von 16 Millionen Schweizer Franken beziehungsweise knapp 17 Millionen Euro nach Steuern zum Ergebnis der Gruppe bei.
Auffallend: Laut Halbjahresbericht der Helvetia kam der Großteil der Gewinne in Deutschland aus dem Segment „Gewinne und Verluste auf Finanzanlagen“. Das versicherungstechnische Ergebnis betrug im Halbjahr 33,3 Millionen Schweizer Franken (knapp 35,4 Millionen Euro), während bei dem „Finanzergebnis aus Versicherungsgeschäft“ ein Minus von 140,7 Millionen Euro (knapp 149,4 Millionen Euro) ausgewiesen wird.
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