28.1.2021 – Einvernehmliche Einigungen bei der Betriebsschließungs-Versicherung haben bei der Signal Iduna nicht nur die Kunden erfreut. Im Telefonat gab der Konzernchef einen ersten Überblick über 2020. (Bild: Meyer)
Die Signal Iduna Gruppe ist 2020 mit einem Plus von drei Prozent auf rund sechs Milliarden Euro Beitrag mehr als doppelt so schnell gewachsen wie die Branche. Geholfen habe dabei sicherlich auch der Anbau von netto 100 Agenturen auf knapp über 2.800 Einheiten. „Wir haben diese nicht eingekauft“, sagte Vorstandschef Ulrich Leitermann in einem Telefonat.
Die auch in Corona-Zeiten funktionierende Technik und die Produktpalette, „aber auch, wie wir uns beim Thema Betriebsschließungs-Versicherung (BVS) verhalten haben, hat die neuen Agenturen überzeugt“, so Leitermann.
Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit und Zielgruppenversicherer für Handel, Handwerk und Gewerbe habe man sich schon sehr früh entschieden, sich mit den Kunden möglichst nicht vor Gericht zu treffen.
Inzwischen seien über 80 Prozent der BSV-Schäden einvernehmlich abgewickelt worden. „Das hat 50 bis 60 Millionen Euro gekostet“, so der Manager.
Als Bestandteil gewerblicher Pakete buchte die Signal Iduna eigenen Angaben zufolge für die BVS nur rund eine halbe Million Euro Prämie.
Im neuen Tarif sind Pandemie und Allgemeinverfügungen ausgeschlossen. „Wir haben nur den klassischen Schutz erhalten“, erläutert der Konzernchef.
In der Summe haben wir kein Indiz, dass Home-Office ein Problem wäre.
Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna
Zur Bilanzpressekonferenz im Juni 2020 (VersicherungsJournal 4.6.2020) hatte Leitermann davon berichtet, wie die Pandemie die Fortsetzung des Rekordes im Vertrieb abgewürgt hatte. Zudem hatte er sich eher skeptisch über die Arbeitsweise im Home-Office gezeigt.
Gut sieben Monate später ist er froh, dass das Minus im Vertrieb doch kleiner ausgefallen ist als im April 2020 („Wir waren vergleichsweise gut.“) und dass die neue Arbeitsweise funktioniert hat. „In der Summe haben wir kein Indiz, dass Home-Office ein Problem wäre“, sagte er.
Beim Lockdown waren 80 Prozent der Belegschaft ins Home Office geschickt worden. Das sei Dank der Digitalisierung mit dem Programm „VISION2023“ binnen einer Woche gelungen. Seit November seien 83 Prozent der Mitarbeiter wieder in Heimarbeit tätig, was neue und andere Anforderungen an die Führungskräfte stelle.
Nach bisherigen Zahlen ist das Kompositgeschäft 2020 um 3,1 Prozent und damit einen Prozentpunkt höher als der Branchendurchschnitt gewachsen. Trotz der Belastungen aus der BVS dürfte die Schadenquote wieder „vernünftig“ ausfallen. Denn Groß- und Naturkatastrophen-Schäden blieben fast ganz aus.
Die Krankenversicherung dürfte um 4,4 Prozent auf drei Milliarden Euro Beitrag gewachsen sein, Dazu habe neben der Verteuerung der Pflegeversicherung und „eher unterdurchschnittlichen“ Beitragsanpassungen vor allem das gute Neugeschäft der Vorjahre beigetragen.
In der Krankheitskosten-Vollversicherung sank die Zahl der Versicherten um rund 1.500 Personen, nachdem die letzten vier Jahre Zuwächse erzielt worden waren.
Die Lebensversicherer der Gruppe stagnierten 2020. „Das ist nicht schlecht, nach den Rückgängen im Vorjahr“, sagt Leitermann. Zudem sank das Aufkommen branchenweit um 0,4 Prozent. Impulse kamen vor allem von den Biometrieprodukten, aber auch aus der betrieblichen Altersvorsorge (bAV).
Gleichwohl habe man sich vom bAV-Exklusivvertrag mit der Dehoga mehr versprochen. Der Bestand sei zwar stabil, aber beim Neugeschäft hapert es angesichts der Betroffenheit des Hotel- und Gaststättengewerbes durch die Pandemie.
Bei den Biometrieprodukten sei man mit der neuen „Grundfähigkeit“ und der „Berufsunfähigkeit“ in der Zielgruppe Handwerk „gut unterwegs“. Diese 2019 neu eingeführten Produkte stünden den freien Vertrieben erst seit Ende 2020 zur Verfügung. Der Manager rechnet hier mit Impulsen.
Wir gehen von drei Plus aus.
Ulrich Leitermann zu den Beitragserwartungen für 2021
2020 habe der Vertrieb bewiesen, dass er gute Ergebnisse auch in schwierigen Zeiten einfahren könne. Auch 2021 werde schwierig, aber es gebe Hoffnung auf Besserung, so Leitermann.
Er geht davon aus, dass die Gruppe in diesem Jahr erneut stärker wächst als die Branche, für die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) einen Zuwachs von zwei Prozent erwartet. „Wir gehen von drei Plus aus“, prognostizierte er. Schließlich wolle man bis 2023 sieben Milliarden Euro Beitrag zeichnen.
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