DA direkt überholt Cosmos

23.5.2025 – Die Zurich-Gruppe möchte mehr Geschäft im industriellen Mittelstand und im Gewerbebereich schreiben. Hierfür hat sie ihren Service ausgebaut und setzt auf Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel. Kooperationen, etwa mit der Deutschen Bank und Mediamarkt/Saturn, seien erfolgreich. Das konzerneigene Insurtech Getolo sei Marktführer in dem Segment.

Die Zurich Gruppe Deutschland rechnet damit, im industriellen Mittelstand und der Gewerbeversicherung künftig jährlich über zehn Prozent zu wachsen.

„Wir haben in den letzten Jahren sehr viel in den Personalausbau investiert“, sagte Petra Riga-Müller, Vorständin Commercial Insurance Germany der Gruppe, am Donnerstag anlässlich einer Presseveranstaltung.

Klima-Prävention notwendig

Petra Riga-Müller (Bild: Schmidt-Kasparek)
Petra Riga-Müller (Bild: Schmidt-Kasparek)

Der Bereich Underwriting sei massiv regional ausgebaut worden. Zudem gebe es speziell für den Mittelstand eine Erweiterung des Produkt- und Serviceangebots. Das Beitragsvolumen beträgt in Deutschland im Bereich Commercial Insurance mittlerweile rund eine Milliarde Euro.

Das Engagement in der Industrie- und Gewerbeversicherung geht einher mit intensiven Bemühungen um Risikomanagement, um die Unternehmen gegen den Klimawandel zu stärken. „Ohne Prävention und nur mit Versicherungen wird es nicht mehr gehen“, so Riga-Müller.

Dafür hat die Zurich ein eigenes Unternehmen gegründet, die Zurich Resilience Solutions Europe GmbH (ZRS). Mit rund 1.000 Risiko-Ingenieuren soll den Unternehmen weltweit beim Transformationsprozess geholfen werden, damit sie sich besser gegen den Klimawandel wappnen können. Derzeit werden jährlich 60.000 Risikobewertungen durchgeführt.

Eine zentrale Rolle spielt dabei das Climate Resilience Portal (CRP), eine digitale Risiko-Analyseplattform, die für viele Naturgefahren eine Prognose für jeden Standort weltweit erstellen kann.

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Weltweite Standortanalyse, auch für Versicherungsmakler

Matthias von Harten (Bild: Schmidt-Kasparek)
Matthias von Harten (Bild: Schmidt-Kasparek)

„Wir ermöglichen den Kundinnen und Kunden den Zugang zur Plattform. Und sie können dann die Daten über ihren Standort selbständig eingeben“, erläuterte Professor Matthias von Harten von der ZRS.

Für zehn Standorte verlangt das Unternehmen eine Nutzungsgebühr von 8.000 Euro; bei 100 Standorten beläuft sie sich auf 18.000 Euro. Je größer das Unternehmen, desto günstiger wird somit die Analyse. Das Tool können übrigens auch Versicherungsmakler einsetzen. Und es soll nun auch Kommunen angeboten werden.

Die Stadt Madrid hat bereits – angesichts von Temperatur-Spitzenwerten von 44 Grad Celsius im Sommer 2024 – eine Analyse durchgeführt.

„Im Ergebnis werden stets konkrete Maßnahmen vorgeschlagen“, erläuterte Deutschlandchef Dr. Carsten Schildknecht. So könnte man dann beispielsweise erkennen, welche Flächen entsiegelt werden sollten und wo eine Bewaldung besonders sinnvoll ist.

Zurich gibt Empfehlungen für Investitionsentscheidungen

Carsten Schildknecht (Bild: Schmidt-Kasparek)
Carsten Schildknecht (Bild: Schmidt-Kasparek)

Auf Kritik, dass Entsiegelung und Begrünung von Städten zur Temperatursenkung keine besonders neuartigen Maßnahmen wären, erläuterte Riga-Müller, dass ganz vielen Kommunen und Unternehmen die drastischen Klimaveränderungen noch nicht bewusst seien.

Schildknecht verwies zudem darauf, dass die Investitionen teilweise auf 20 oder 30 Jahre angesetzt seien. Es wäre daher durchaus sinnvoll zu wissen, ob man die Schule oder die Produktionshalle besser an einem anderen Standort bauen sollte.

Problematisch sei aber Risikoprävention an vorhandenen Standorten. So zeige das Klimatool beispielsweise, mit welcher Hagelkorngröße zu rechnen ist. Vielfach müsse dann viel Geld für eine höhere Klimasicherheit aufgewendet werden. Etwa in stabilere Solardächer.

Risikoprävention für bestehende Objekte teuer

„Wir versichern aber auch Unternehmen, die bereit sind, über einen Stufenplan erst in mehreren Jahren höhere Klimarobustheit zu erreichen“, versprach Riga-Müller. Versichert werden trotz des Nachhaltigkeitsfocus der Zurich auch Unternehmen, die beispielsweise die Gastechnologie lediglich zum Übergang nutzen.

Bei der Diskussion um den massiven Gesinnungswechsel der Trump-Regierung in Sachen Nachhaltigkeit verwies Schildknecht auf die Mutter in der Schweiz, die das USA-Geschäft betreibe. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es im Konzern einen vorauseilenden Gehorsam gibt“, so der Chef der Deutschlandtochter. Das Unternehmen hätte ein klares Wertegerüst, das nicht von Regierungen abhängig sei.

DA überholt Cosmos

Besonders stark sieht sich die Zurich im digitalen Bereich aufgestellt. Mit 343 Millionen Euro gebuchten Beiträgen sei es der DA Deutschen Allgemeinen Versicherung AG gelungen, den Konkurrenten Cosmos Versicherungen zu überholen und im Markt nun an dritter Stelle zu stehen.

„Wir werden auch die Nummer zwei, die Verti Versicherung AG, bald überholen", prognostizierte Schildknecht.

Vor allem mit dem eigenen Insurtech Getolo GmbH sei man erfolgreich. Es wäre längst die Nummer eins am Markt. 2024 wurden 76,4 Millionen Euro Beitragseinnahmen über das Unternehmen generiert.

Marktanteile der Direktversicherer und der Insurtechs im Vergleich (Bild: Zurich)
Marktanteile der Direktversicherer und der Insurtechs im Vergleich (Bild: Zurich)

Kooperationen erfolgreich

Erfolge habe man auch über Kooperationen. Die langjährige Partnerschaft mit der Deutschen Bank AG wurde 2023 um die Kooperation mit deren Niederlassung Postbank erweitert.

Kürzlich sei die exklusive Partnerschaft mit der Einzelhandelsgruppe Mediamarkt/Saturn bis 2035 verlängert worden. Vermittelt werden über 400 Filialen und online vor allem Garantieverlängerungsversicherungen. „Die Kooperation bringt uns ein großes Prämienvolumen“, so Schildknecht. Genauere Angaben blieb das Unternehmen bis zum Redaktionsschluss aber schuldig.

Während die Zurich auf eine hohe Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit verweist, will sie für die oft penetranten Verkaufsmethoden von Versicherungen am Point of Sale keine Verantwortung übernehmen. „Ausbildung und Training liegen allein in der Hand der Mediamarkt/Saturn-Gruppe“, erläuterte Schildknecht.

Klassischer Lebensversicherungsbestand: Verkauf weithin geplant

Weiterhin möchte die Zurich rund 720.000 klassische Lebensversicherungen verkaufen, da der Schwerpunkt des Unternehmens nur noch auf Fondspolicen und biometrischer Lebensversicherung liegt.

Anfang 2024 war der Verkauf an den Run-off-Spezialisten Viridium-Gruppe gescheitert. „Die Situation hat sich nicht geändert“, so Schildknecht. Er hofft auf ein großes Interesse „wenn der Markt wieder anzieht“. Dabei könne jeder der Käufer sein.

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