25.1.2021 – Welchen Einfluss das Nutzeralter und die Motorleistung auf das Schadengeschehen von Motorrädern und -rollern haben, zeigt die Jahresgemeinschafts-Statistik von Bafin und GDV. (Bild: Wichert)
Die knapp 3,2 Millionen haftpflichtversicherten Krafträder und Kraftroller (Wagniskennziffer (kurz: WKZ) 003, inklusive WKZ 072) haben 2019 rund 23.200 Schäden verursacht. Der Aufwand betrug mehr als 131,6 Millionen Euro. Dies ist der „Jahresgemeinschafts-Statistik über den Schadenverlauf in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung 2019“ zu entnehmen.
Diese wird vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) gemeinsam herausgegeben und beinhaltet keine Aufwendungen für die Schadenregulierung.
Im Vergleich zum Vorjahr (VersicherungsJournal 9.3.2020) wurden trotz leicht angestiegener Fahrzeugzahl etwa acht Prozent weniger Unfälle verzeichnet. Mit minus zwölf Prozent sanken die Kosten noch deutlicher.
Seit 2013 hat sich die Anzahl der versicherten Fahrzeuge mit der WKZ 003 um fast ein Neuntel erhöht. Unfälle wurden zuletzt in etwa genauso viele registriert wie sechs Jahre zuvor. Der Schadenaufwand erhöhte sich um unter fünf Prozent. Am häufigsten gekracht hat es im Betrachtungszeitraum im Jahr 2014. 2018 hatten die Kosten ihren Höchstwert erreicht.
In der aktuellen Statistik werden für Krafträder und -roller eine Schadenhäufigkeit von sieben (2018: acht) Unfällen je 1.000 versicherte Fahrzeuge und ein Durchschnittsschaden von 5.670 (5.881) Euro ausgewiesen. Der für die Prämienkalkulation wichtige Schadenbedarf wird mit 42 (48) Euro angegeben.
Zum Vergleich: Bei den Personenkraftwagen (WKZ 112) erhöhten sich – bei einem Schadenbedarf von unverändert 222 Euro – die durchschnittlichen Kosten pro Crash um 2,4 Prozent auf 3.680 Euro. Die Unfallhäufigkeit nahm von 62 auf 60 pro 100.000 Fuhrwerke ab.
Anders als bei den Pkw (23.11.2020) kracht es bei den als Flottenfahrzeuge versicherten Krafträdern und -rollern allerdings nicht häufiger als bei den privat genutzten Gefährten.
So waren die etwa 63.900 Flotten-Zweiräder etwas seltener (sechs Mal pro 1.000 Jahreseinheiten) in einen Crash verwickelt als die Risiken mit der WKZ 003 insgesamt. Da die Kosten pro Unfall mit 8.150 Euro deutlich überdurchschnittlich ausgeprägt waren, errechnet sich ein vergleichsweise hoher Schadenbedarf von 48 Euro.
Wie bei den Pkw hat auch bei den Krafträdern und -rollern die Tarifgruppe Einfluss auf das Schadengeschehen. Der Großteil der Fahrzeuge mit der WKZ 003 ist in der Tarifgruppe (TG) N versichert; nicht einmal jedes fünfte Fahrzeug ist in TG B (Angehörige des Öffentlichen Dienstes) eingruppiert. Eine landwirtschaftliche TG A gibt es nicht.
Die Angehörigen des öffentlichen Dienstes waren zwar genauso häufig in einen Unfall verwickelt wie die Fuhrwerke der TG N und die Gesamtheit dieser Fahrzeugklasse. Da aber die Kosten pro Haftpflichtschaden in der TG B um fast 1.000 Euro höher ausfielen als in der TG N, errechnet sich mit 45 Euro ein um vier Euro höherer Schadenbedarf.
Mietkrafträder (WKZ 072, in den Zahlen von WKZ 003 enthalten) verunfallten zwar mehr als vier Mal so häufig wie diese Fahrzeuggattung insgesamt (31 Haftpflichtschäden je 1.000 Einheiten). Der durchschnittliche Schaden fiel mit 13.129 Euro allerdings nur gut doppelt so hoch aus. Der Schadenbedarf war mit 400 Euro fast zehn Mal so groß wie bei den Bikes insgesamt. Der Anteil der Mietgefährte ist mit 0,6 Promille allerdings verschwindend gering.
Bei den Zweirädern zeigen sich große Unterschiede nach dem Fahreralter beim Schadengeschehen. Je jünger die Fahrer, desto höher die Unfallhäufigkeit, so die Statistik. Das schlechteste Risiko stellen die Biker bis 19 Jahre mit einer Schadenhäufigkeit von 39 pro 100.000 Jahreseinheiten dar.
Dahinter folgen die 20- bis 21-Jährigen mit 22 Haftpflichtschäden je 1.000 Jahreseinheiten. Ab dem Alter 31 Jahre sind die Verkehrsteilnehmer nicht mehr überdurchschnittlich häufig in einen Crash verwickelt.
In der Altersgruppe der 27- bis 30-Jährigen kostet der durchschnittliche Unfall mit 8.222 Euro am meisten. Der niedrigste Wert steht mit nur 4.912 Euro für die Motorradfahrer zwischen 23 und 26 Jahren zu Buche.
Die niedrigsten Schadenbedarfe haben die älteren Jahrgänge. Ab 44 Jahren liegen die Werte nur noch bei knapp über 30 Euro. Am höchsten fällt der Schadenbedarf bei den Unter-19-Jährigen mit 229 Euro aus.
Wie der Statistik weiter zu entnehmen ist, wird der Schadenverlauf mit steigender Motorleistung ungünstiger. Am seltensten krachte es mit nur zwei Unfällen je 1.000 Einheiten bei einer der kleinsten Motorklasse (ein bis sieben kW). In dieser Gruppe ist nur etwas mehr als jeder 25. Fahruntersatz (140.000 in absoluten Zahlen) mit der WKZ 003 versichert.
Am häufigsten verunfallte statistisch gesehen die Gruppe der gut 89.000 Maschinen mit 121 oder mehr kW (15 Fälle je 1.000 Einheiten).
Mit im Schnitt 3.081 Euro kostet ein Crash in der Klasse mit der zweitniedrigsten Motorleistung (acht bis 13 kW) am wenigsten. Am höchsten ist der Wert bei den Krafträdern und -rollern mit 58 bis 68 kW (über 8.900 Euro). Die fahrbaren Untersätze mi 121 und mehr kW kommen auch auf den höchsten Schadenbedarf (108 Euro). Der ist bei den Bikes mit ein bis sieben kW am niedrigsten (acht Euro).
Des Weiteren hat die Auswertung der Jahresgemeinschafts-Statistik ergeben, dass in der Gruppe der Personenkraftwagen (WKZ 112) das Unfallgeschehen für die Versicherer bei Angehörigen des öffentlichen Dienstes klar günstiger ausfällt. Bei den erfassten Tarifgruppen kommen Landwirte zwar auf die niedrigste Schadenhäufigkeit, aber auf den höchsten Schadendurchschnitt (2.12.2020).
Einen aus Assekuranzsicht günstigeren Schadenverlauf haben auch die Fuhrwerke von Menschen mit selbstgenutztem Wohneigentum (9.12.2020). Auch die Zahlungsperiode wirkt sich auf das Unfallgeschehen aus. So weisen Jahreszahler bei Schadenhäufigkeit, -durchschnitt und -bedarf die jeweils niedrigsten Werte auf (12.1.2021).
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