10.10.2024 – Die Angst vor steigenden Preisen landet 2024 zum dritten Mal in Folge auf Platz eins der R+V-Studie „Die Ängste der Deutschen“. Mehr als die Hälfte der Befragten befürchtet, dass Wohnen unbezahlbar wird. Jeder Zweite sorgt sich, dass der Staat wegen der Schuldenlast die Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. Am wenigsten ängstigen sich die Befragten um ihren Arbeitsplatz – der letzte Platz im Ranking. Auf Platz zwei rangiert die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert. Nahezu unverändert fürchtet rund die Hälfte der Befragten, dass Politiker ihren Aufgaben nicht gewachsen sind. Die Ängste vor Klimawandel und Naturkatastrophen sowie Pflegebedürftigkeit und Altersarmut gehen zurück.
„Die Menschen blicken mit Skepsis auf die aktuellen Entwicklungen. Hohe Tarifabschlüsse, Inflationsprämien und spürbar langsamer steigende Preise konnten den Deutschen ihre Sorgen nicht nehmen.“
So leitete am Mittwoch Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch die Vorstellung der Ergebnisse der repräsentativen Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2024“ des Infocenters der R+V Allgemeine Versicherung AG ein.
Die Angst vor steigenden Preisen landet 2024 zum dritten Mal in Folge auf Platz eins. „Der Blick in unsere Langzeitstatistik zeigt: Wenn es um den eigenen Geldbeutel geht, reagieren die Deutschen sensibel“, berichtete Brower-Rabinowitsch. „Die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten hat öfter als jede andere Angst die Langzeitstudie dominiert.“
In den vergangenen drei Jahrzehnten lag sie insgesamt 14 Mal auf Platz eins und sieben Mal auf Rang zwei. Eine weitere finanzielle Sorge belegt Position drei der Studie: Mehr als die Hälfte der Deutschen (52 Prozent) befürchtet, dass Wohnen unbezahlbar wird. Nach der Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum fragt die R+V seit 2022 – sie landete jedes Jahr auf einem der ersten drei Plätze.
Zudem hat die Hälfte der Deutschen Angst, dass der Staat wegen der Schuldenlast die Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. Das bedeutet Platz fünf. Im Vorjahr (VersicherungsJournal 13.10.2023) waren es 57 Prozent (Rang drei). Vor einer schlechteren Wirtschaftslage fürchten sich 48 Prozent der Befragten (Platz acht). 2023 belegte diese Furcht mit 51 Prozent noch Position fünf.
Die Grundunsicherheit bleibt aber bestehen.
Professorin Dr. Isabelle Borucki
Im Vergleich zum Vorjahr haben die wirtschaftlichen Ängste zwar etwas an Bedeutung verloren. „Die Grundunsicherheit bleibt aber bestehen“, erklärte Politikwissenschaftlerin Professorin Dr. Isabelle Borucki. Sie begleitet die R+V-Studie im zweiten Jahr als Beraterin.
Auch insgesamt hat sich die Stimmung aufgehellt. Der Angstindex – der durchschnittliche Wert aller gemessenen Ängste – fällt auf 42 Prozent (2023: 45 Prozent). Angstfreier waren die Deutschen seit 1992 nur in sieben Jahren, unter anderem in den Jahren 2019 bis 2021.
Entspannt wie noch nie in der Geschichte der Studie sind die Befragten beim Thema Arbeitsplatz. Die Angst vor Verlust liegt bei 22 Prozent – der letzte Platz im Ranking. Etwas mehr, nämlich 30 Prozent, fürchten, dass die Arbeitslosenzahlen in Deutschland steigen.
Als „Alarmzeichen“ und „dringenden Weckruf“ interpretierte Borucki einige weitere Studienergebnisse der Top 10-Ängsteliste: Auf Platz zwei rangiert mit 56 Prozent die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert (2023: 56 Prozent, Platz vier). 51 Prozent der Befragten fürchten, dass es durch den weiteren Zuzug zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft kommt – Platz vier (2023: 47 Prozent, Rang zwölf).
Beide Sorgen liegen deutlich unter dem Höchststand vom Jahr 2016. Damals – auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle – fürchteten zwei von drei Befragten, dass der Staat überfordert ist oder es durch weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen kommt.
Nahezu unverändert fürchtet rund die Hälfte der Befragten, dass Politiker ihren Aufgaben nicht gewachsen sind – unverändert Position sechs im Ranking. „Diese Unzufriedenheit muss die Politik ernst nehmen“, forderte die Wissenschaftlerin.
Entsprechend miserabel fallen die Schulnoten für Regierung und Opposition aus. „66 Prozent der Befragten vergeben die Note vier oder schlechter. Ein katastrophales Urteil“, so Borucki. Im Vorjahr lag die Schulnote noch bei 3,9 und im Jahr 2022 bei 3,7.
Trotz fortschreitendem Klimawandel und Hochwasser in drei großen Gebieten Deutschlands: Die Ängste vor Naturkatastrophen (44 Prozent; Westdeutschland: 46 Prozent, Ostdeutschland: 38 Prozent) – Platz 13 – und Klimawandel (42 Prozent; West: 43 Prozent, Ost: 37 Prozent) – Platz 15 –gehen zurück. Bemerkenswert: In Ostdeutschland erreichen beide Sorgen ihren tiefsten Wert.
Vorsorgethemen rangieren in der Studie von Rang elf an abwärts. Vor dem Pflegefall im Alter fürchten sich 45 (Vorjahr 48) Prozent (Rang elf)). Mit einem sinkenden Lebensstandard im Alter rechnen 40 (42) Prozent (Rang 18). Angst vor schweren Erkrankungen haben unverändert 38 Prozent (Position 19).
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