24.1.2023 – Abrupte Zinsanstiege, Korrekturen an den Immobilien- und Kapitalmärkten, Kreditausfälle, Cyberattacken und unzureichende Geldwäscheprävention sind aus Sicht der Versicherungsaufsicht die Hauptrisiken. Folgen könnten für die Lebensversicherer vermehrte Stornos und einbrechendes Neugeschäft und für die Kompositversicherer steigende Schadenaufwendungen sein.
Beim diesjährigen Neujahrsempfang der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) am Montag in Frankfurt am Main stellte Präsident Mark Branson den über 30 Seiten starken Bericht „Risiken im Fokus der Bafin 2023“ (PDF, 1 MB) vor. Insgesamt wurden sechs Risiken identifiziert, die für den Finanzmarkt am gefährlichsten werden könnten.
Der Bericht stellt sechs aktuelle Hauptrisiken vor, bestehend aus:
Außerdem hat die Behörde drei wesentliche Zukunftstrends ausgemacht: Nachhaltigkeit, Digitalisierung der Finanzbrache und geopolitische Umbrüche. Laut Mark Branson werden diese auf lange Sicht die Geschäftsmodelle im Finanzsektor prägen.
„Wir richten aktuell unser besonderes Augenmerk auf die Zinsentwicklung“, so der Bafin-Präsident. Er geht davon aus, dass langfristig die von ihm beaufsichtigten Unternehmen von den höheren Zinsen profitieren werden. Dies gilt jetzt schon für neue Kapitalanlagen.
Bereits seit Mitte letzten Jahres ist kein Lebensversicherer mehr auf Solvency II-Übergangsmaßnahmen angewiesen.
Andererseits sorgen die fallenden Kurse für festverzinsliche Wertpapiere für schmelzende stille Reserven.
Stattdessen werden stille Lasten aufgebaut. Es entsteht allerdings kein Abschreibungsbedarf, wenn die festverzinslichen Anlagen bis zur Endfälligkeit gehalten werden.
Im Bericht wird festgestellt, dass die Versicherer den Zinsschock bisher gut verkraftet haben. Die Aufsicht sieht aber bei weiter steigenden Zinsen die Gefahr für Lebensversicherer, dass häufiger Verträge storniert werden oder das Neugeschäft einbricht, insbesondere bei Policen mit Einmalbeiträgen. Andere Anlageformen würden im Vergleich zur Lebensversicherung attraktiver.
Mit höheren Stornoquoten oder dem Aussetzen von Prämienzahlungen muss in allen Versicherungssparten gerechnet werden. Die hohe Inflation belastet Privathaushalte ebenso wie viele Gewerbe- und Industriekunden. Das Geld für Versicherungsprämien wird knapper.
Die hohe Inflation führt zudem bei Schaden- und Unfallversicherern zu steigenden Schadenaufwendungen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Reparaturen anfallen oder der Neuwert ersetzt werden muss. Deshalb prüft die Bafin, ob die Inflation bei der Berechnung der versicherungs-technischen Rückstellungen angemessen berücksichtigt wird.
Erfolgreiche Cyberangriffe auf Banken und Versicherungs-Unternehmen sind bislang nicht in nennenswerter Zahl festgestellt worden. Die Bafin sieht die Bedrohung dennoch als „sehr hoch“, da mit Geld und sensiblen Daten – also zwei höchst attraktiven Gütern – gearbeitet werde.
Dass Finanzdienstleister zunehmend Prozesse und Daten an Dritte auslagern, mache sie noch verwundbarer. Dadurch gebe es mehr angreifbare Schnittstellen. Zudem sind Auslagerungsunternehmen meist für viele Unternehmen tätig. Dadurch ist im Extremfall die Finanzstabilität gefährdet.
Deshalb muss der Bafin angezeigt werden, welche Aktivitäten und Prozesse an welche Dienstleister ausgelagert werden. Diese erstellt dann „Auslagerungslandkarten“, um Risiken für einzelne beaufsichtigte Unternehmen und Konzentrationsrisiken für den gesamten Finanzsektor zu erkennen.
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