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Viel zu kompliziert und undurchsichtig

29.1.2004 – Das neue Thema aller Verbände heißt nun Beratungsprotokoll. Hatte man in der Vergangenheit bei den Verbänden das Thema Haftung gehört und wie man sich am besten mit einer verbandseigenen VSH davor zu schützen hat, geht jetzt die Diskussion neben der Haftung zur Verwendung von Beratungsprotokollen.

Dies wird widerum mit Nennung der Verbände weit in die Öffentlichkeit getragen. Schließlich will man ja als Verband für die Mitglieder nur das Beste.Einige Verbände haben sogar schon Protokolle entwickelt, welche man natürlich nur als Verbandsmitglied erhält.

Wer fragt eigentlich nach der möglichen Umsetzbarkeit dieser Praxis. Nehmen wir nur einmal das Beispiel private Haftpflichtversicherung. Wer hier denkt, mit ein paar Fragen sei alles erledigt, wird sich täuschen. Denn neben dem normalen Risiko einer Haftung nach dem BGB muß auch gefragt werden, ob der Kunde eventuell Modellautos hat oder sogar Modellflugzeuge.

Selbstverständlich ist man als Makler dann auch verpflichtet dies alle Jahre abzufragen. Wenn das nicht geschieht, kann der Kunde das Verhalten des Maklers natürlich beklagen. Rechtsanwälte gibt es mittlerweile genug.

Schließlich sind ja auch der ein oder andere Verbandsvorsitzende Juristen und haben eine auf das Maklerrecht spezialisierte Kanzlei im Rücken. Aber das Grundübel kommt aus Brüssel. Hier sieht man wieder, dass die Theorie vollkommen an der Praxis und Umsetzbarkeit vorbeigeht.

Was sind die Folgen von Beratungsprotokollen, wie Sie derzeit in aller Munde sind. Kein Makler darf mehr über Vergleichsprogramme im Internet Verträge anbieten, es sei denn, er hat zu jedem Antrag zwei bis drei Seiten angehängt, welcher der Kunde zum Antrag ausfüllen muß.

Der Verwaltungsaufwand wird imens. Die Archivierung bedarf weiteren Platz und die Kosten hierfür? Die sollen dann mit den mageren Courtagen getragen werden? Das funktioniert nicht. Auch heute ist es so, dass für den Makler zum Beispiel Kraftfahrzeug-Verträge unrentabel sind.

Wenn der Kunde nur einen Sachvertrag beim Makler in Deckung hat, ist er schlichtweg unrentabel. Man müsste den Kunden sofort entsorgen. Wenn nun ein Großteil des Wettbewerbs aus Kostengründen das Privatkundengeschäft einstellt, wird es unterm Strich für die Verbraucher teurer.

Eine Lösung kann dann nur dahin gehend Bestand haben, wenn der Kunde ein Honorar entrichtet. Das allerdings konkuriert dann mit den Autohausvertrieben oder mit Direktversicherern, die keine Protokolle führen müssen.

Oder wird dann der Autoverkäufer bei Ausgabe einer Doppelkarte zum Ausfüllen eines zweiseitigen Beratungsprotokolls verpflichtet. Ich glaube nicht, denn die Kraftfahrzeug-Versicherung soll ja zu den weniger qualifizierten Sparten zählen.

Viel Spaß, wenn dann der Kunde mit seinem PKW in die Türkei (oder Osteuropa ) fährt und bei einem Vollkaskoschaden feststellen muß, dass die Versicherung mangels Deckung nicht zahlt. Ich bin generell für eine seriöse Beratung und würde zum Beispiel eine Kundenanalyse beim Erstkontakt als Pflicht begrüßen.

Wenn der Kunde dies dann nicht wünscht, kann das dokumentiert werden. Die Analyse kann dann nach einheitlichen Gebührensätzen erstattet werden. Diese Regelung sollte dann auch von allen Vermittlern, wie bei den Kammerberufen auch, konsequent durchgezogen werden.

Sämtlichen Nebenberuflern sollte das Geschäftsgebaren untersagt werden. Den Scheinmantel der Drückerkolonnen mit qualifizierten Begleitpersonen glaubt hoffentlich noch nicht einmal unsere Politik. Wie soll dass in der Praxis denn auch funktionieren.

Ein Strucki hat zum Beispiel fünf NV´s die für Ihn Termine machen. Soll der sich zerreißen? Autohäusern gehört die Vermittlung von Versicherungen untersagt. Auch das Anpreisen über Kataloge und die Direktversicherungen widersprechen dem Gedankengut einer seriösen Beratung.

Wie soll ein Call-Center ein Beratungsprotokoll fertigen? Besser wäre auch die viel diskutierten Anlageprodukte zu zertifizieren. Dann hätte es eventuell Fink und Co oder auch eine Göttinger Gruppe nie gegeben.

Aber vermutlich sitzen in den Aufsichtsräten etliche Politiker, welche sich Ihre zusätzlichen Einnahmequellen nicht nehmen lassen werden. Als Konsequenz kann man nur feststellen, dass es eine Tugend der Menschen ist, immer alles noch Komplizierter und noch undurchsichtiger zu machen.

H.-J. Kaschak

veka.kaschak@t-online.de

zum Artikel: „Großes Interesse an Beratungs-Protokollen”.

 

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Schlagwörter zu diesem Artikel
Beratungsprotokoll · Berufsunfähigkeit · Darlehen · Haftpflichtversicherung · Pkw · Scoring · Social Media · Telematik
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