Die Ungewissheit bei der Riesterrente

27.10.2005 – Wenn selbst das statistische Bundesamt feststellt, dass die Bundesbürger weniger sparen, kann an dem neuen Altersvorsorgemodell der Bundesregierung wohl nicht viel dran sein. Wie aus dem Nichts werden nun die Riesterrente und die Rüruprente als das innovative Altersvorsorgemodell hochgepriesen.

Die Bürger sollten aber auch darüber informiert werden, dass die ganzen schön gerechneten Förderungen nur Momentdarstellungen sind und keine Verpflichtung des Staates zur dauerhaften Förderung besteht.

Insbesondere ist festzustellen, dass die tatsächliche spätere Belastung der ausbezahlten Renten ebenfalls in den Sternen steht. Wir hören täglich neue Hiobsbotschaften seitens der sich abwechselnden Regierungen.

Jetzt sollen fünfunddreißig Milliarden Euro eingespart werden nur um einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen. Wir sprechen hierbei nicht von Schuldenabbau, sondern um eine Vermeidung von Neuschulden.

Wer glaubt denn ernsthaft an eine dauernde Riesterförderung in der derzeit aktuellen Höhe? Diese Ungewissheit ist jedoch der wahre Grund, weshalb Riester oder Rürup nicht wirklich zieht. Zudem ist die durchschnittliche Förderquote bei den meisten Berechnungen nur bei jeweiliger Höchsteinzahlung zu erlangen.

Für den Vermittler bedeutet Riester langfristig ein erhebliches Unternehmerrisiko, da mit den erzielten Provisionen im Falle einer vorschüssigen Auszahlung de Fakto nicht als Einnahme kalkuliert werden kann. Eine Rückstellung der Provisionen auf die Dauer von fünf Jahren ist bei Riester dringend anzuraten oder man verzichtet von vornherein auf eine vorschüssige Provisionsauszahlung.

Fraglich ist, wie viel Vermittler hierfür das passende Vertriebskonzept haben. Die Versicherungswirtschaft im Direktvertrieb und die Banken können hier klar gegenüber dem unternehmerisch denkenden Vertriebspartner der Anbieter punkten.

Unsere bisherige Erfahrung in 2005 zeigt eindeutig eine Tendenz der Bürger weg von staatlich reglementierten Ungeheuern hin zu einer flexiblen Rücklagenbildung, auf welche der Kunde jederzeit zugreifen kann und die er bei Bedarf auch gleich unter sein Kopfkissen legen kann.

Die Bürger haben nach unserer Erkenntnis einfach genug von staatlichen Regelungen und unsicheren gesetzlichen Vorschriften. Vor allem haben Sie auch genug von falschen Versprechungen seitens der Politik.

Der wahre Hintergedanke von Riesterrenten und Rüruprenten liegt doch nicht in einer staatlich subventionierten Ansparunterstützung, sondern in der Besteuerung der späteren Vermögen aus diesen Verträgen.

Fraglich ist auch noch, ob die einst gewählte Gesellschaft in dreißig Jahren noch existent sein wird. Aber Riester und Rürup sollen die Bürger bekanntlich ein Leben lang begleiten. Und das viele Berater jetzt bereits Auszubildende neben einem VWL- Vertrag gleich eine Riesterrente andrehen, zeugt nach meiner Ansicht nicht gerade von eine kundenorientierten Beratung.

Hier geht es wohl mehr um die neuerdings bei vielen Anbietern zu erzielende vorschüssige Abschlussprovision als um das Wohl der Kunden. Aber das kennen wir ja bereits aus der Vergangenheit und das Alterseinkünftegesetz hat hieran nichts geändert, sondern diesen Umstand eher noch verstärkt.

Gerade der Vertrieb ist hier derzeit mächtig aktiv und schaltet zum Teil ganzseitige Anzeigen zum Thema Riesterrente. Ich bin kein wirklicher Freund der Riesterrente und werde es wohl auch nie werden.

Da die Riesterrente sich nach der derzeitigen Rechtslage nur in bestimmten Einzelfällen als Zugabe rechnen könnte, gehört dieses Produkt nicht zu den von uns bevorzugten Angeboten in unserer Palette.

Und wenn wir Riester anbieten, dann nur mit Fondssparplänen bzw. ungezillmerten Tarifen. Sollte der Staat in Zukunft, wie bekanntlich bereits zu hören ist, die Riesterrente zur Pflicht machen, werden wir nach dem Boomjahr 2004 eine noch nie dagewesene Stornowelle von Altverträgen erleben.

Diesen Umstand könnte man nur dann verhindern, wenn gleichzeitig zur Riesterpflicht die Beiträge zur gesetzlichen Rente im Verhältnis eins zu eins gesenkt werden würden. Aber das kann sich unser Staat wohl nicht leisten.

Alternativ könnte aber wieder die Benzinsteuer zur Senkung der Rentenbeiträge angehoben werden. Bei dem derzeitigen Benzinpreis fällt eine kleine Erhöhung der Benzinsteuer wohl nicht mehr ins Gewicht und lässt sich den Bürgern sicherlich gut verkaufen.

Aber auch der Verkauf der Autobahnen könnte kurzfristig die Rentenkassen füllen. Jeder Unternehmer würde eigentlich versuchen aus seinem Tafelsilber auf Dauer einen Ertrag zu generieren. Unsere Politiker verkaufen das Tafelsilber lieber und lassen andere daran verdienen.

Die Aufkäufer wären dann vermutlich im Aufsichtsrat zahlreich mit den gleichen Politikern besetzt, welche dem Verkauf des Tafelsilbers zugestimmt haben.

Hans-Jürgen Kaschak

veka.kaschak@t-online.de

zum Artikel: „ Sparquote fast konstant geblieben ”.

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Altersvorsorge · Ausbildung · Digitalisierung · Direktvertrieb · Investmentfonds · Regulierung · Rente · Riester · Rürup · Stellenabbau · Verkauf · Zinsen
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