16.5.2018 – Zum Thema Antiselektion möchte ich noch einen anderen Aspekt anbringen. Ich habe in meiner Abschlussarbeit Telematiktarife und Vitality unter anderem anhand des Gamification-Ansatz, also des Einsatzes von Spielelementen, untersucht.
Datentarife legen ihren Schwerpunkt auf Rabattierung und Belohnung eines gewünschten Verhaltens. Wie von Professor Dr. Karl Ortmann dargelegt, ist dies eine extrinsische Motivation, die nicht zu einer langfristigen Verhaltensänderung führt. Im Gegenteil kann daraus gar ein Korrumpierungseffekt entstehen. Der Kunde wird Wege suchen, schneller an den Belohnungsreiz (weniger Prämie) zu gelangen.
In der Arbeit habe ich eine Umfrage unter 1.552 Digital Natives durchgeführt. Sie unterstützt diese These. 45 Prozent geben offen zu, dass sie „Lücken“ in solchen Tarifen suchen würden – und diese Lücken sind vorhanden. Etwa im Fitnesstarif kann der „Couch-Potato“ Punkte sammeln, ohne Sport zu treiben. Hier findet dann keine Negativselektion statt. Ein „schlechteres Risiko“ wird gar mit einem guten gleichgestellt.
Die Umfrage untersuchte auch, ob (und wie) intrinsische Motivatoren diesen Effekt ausgleichen könnten. Dies war der Fall. Die große Mehrheit legte den Fokus nicht auf sinkende Prämien, sondern auf intrinsische Motivatoren. Eben jene erhöhten auch die Bereitschaft der Befragten, in solche Modelle einzusteigen. Interessant war dabei auch, dass die Versicherungswirtschaft bei der Datenweitergabe (im Vergleich) zudem einem Dämpfungseffekt zu unterliegen scheint.
Thomas Gladisch
thomas.gladisch@googlemail.com
zum Artikel: „Big Data lässt rechtliche Grauzonen entstehen”.
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