Banken und Versicherungen haben bei Anlegern leichtes Spiel

23.5.2005 – Mit einem Schmunzeln, begleitet von leichtem Kopfschütteln, stolpere ich des öfteren wie aktuell hier bei dem Artikel von Detlev Pohl über spitzfindige Formulierungen und realitätsferne Behauptungen.

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Allein der Artikel-Teaser hat es schon in sich, wo von „spekulativen Fonds-Policen" die Rede ist, deren Vergleich sich eine KLV nicht zu scheuen braucht - immerhin waren die Renditen ja die letzten zwanzig bis dreißig Jahre laut Tabelle meist über sechs Prozent p.a. im Schnitt.

Hätte man in diesen Zeiten in einen unspektakulären DAX-Indexfond investiert, wäre sogar noch mehr Kapitalleistung zu erwarten gewesen, bei überschaubarem Risiko und keinerlei unnötiger Finanzfütterung geldhungriger da im Geldmarkt operierender Versicherungsunternehmen.

Das Erlebnis der Erkenntnis, was aus den einbezahlten Beträgen bei einer Police mit einem renommierten Fonds wie beispielsweise dem Templeton Growth geworden wäre, kann ich Ihnen eigens Nahe legen.

Auch wenn man sich wie hier auf den Branchen-Informationsdienst „map-report" stützt, der ansich äußerst gute Arbeit leistet. Wer Wirtschaft und Finanzen studiert hat, sollte wissen, dass Renditen der globalen Wirtschaft immer mehr wachsen als Zinsen bei Banken und Versicherern. Achso, da bleibt ja noch das Risiko?

Meiner Meinung nach ist das Risiko erheblich höher, dass die KLV-Versicherungsvorstände in spätestens zwanzig bis dreißig Jahren die Höhe der auszuzahlenden Überschüsse nach seiner ihnen selbst per definitionem verliehenen Willkür durch Bildungen von Stillen Reserven auf den Nullpunkt reduziert, als dass ein noch so schrecklicher Aktienfonds von der Hausbank um die Ecke dieses mickrige Ergebnis nochmals zu unterbieten vermag.

Neunzig Prozent von wenig ist schlechter als hundert Prozent Fondsguthaben - je länger die Laufzeit desto sichererer. Bewahren sie Weitsicht, meine Damen und Herren. Und schauen Sie, wenn Sie es schon tun, umfassend zurück in der Zeit und vergleichen superbe Vergangenheitswerte von KLVs nicht mit aktuell-temporären Kursschwankungen an der Börse und bezeichnen jene auch noch als „spekulativ".

Das einzige spekulative daran sind die Prognosen in solchen redaktionell-einseitigen Artikeln.

Das Sicherheitsdenken in Deutschland ist soweit ausgeprägt, dass es Institutionen wie Banken und Versicherungen ein Leichtes ist, Anlegern unlukrative Produkte vor renditestarken Lösungen wählen zu lassen, wenn nicht sogar aufzuschwätzen.

Die Motivation dafür ist ganz klar erkennbar: Ein niedriges Renditeniveau für den Kunden verspricht hohe Zinsdifferenzerlöse bei den Institutionen und daher hohe bis gigantische Gewinne. Mich interessieren aufgrund dieser Erkenntnis daher weder die expliziten Unterschiede zwischen einer kapitalbildenden Lebensversicherung im Vergleich zu einer ebenso gestalteten Rentenversicherung, sondern der Unterschied zwischen Geldwert und Sachwert - vor allem auf langfristige Sicht.

Überall wo Intransparenz herrscht, herrschen ebenso große Anbieterunterschiede. Genau hier sind freie Berater und Journalisten gefordert, um im Sinne des Kunden ein ethisch-vertretbares Verhältnis von Beraterverdienst (Kosten) zu Renditeerwartung (Qualität) aufzuzeigen, und Pauschalisierungen und das Schüren von Ängsten möglichst zu vermeiden. Hier hat Deutschland erheblichen Nachholbedarf:

Im Durchschnitt liegen pro Haushalt drei KLV-Policen und bundesweit über 1,1 Billionen Euro (!) auf Sparbüchern. Lediglich sechzehn Prozent der Haushalte sind in Aktien oder Fonds investiert.

Verglichen mit unseren Europäischen Nachbarn (insbesondere UK) und vor allem mit den USA sind wir hier glänzendes Schlusslicht. Und das nicht ohne Grund: Diese teils künstlich geschürte Angst, das Kapital bloß nicht „unsicher" renditestark für sich arbeiten zu lassen, macht Kunden blind und Institute reich - weshalb auch bei Banken und Versicherern die fondsgebundenen Lösungen als letztes aus der Schublade gezogen werden.

Man muss nur die Vergütungs-Provisionen für Vermittler betrachten um zu wissen, wo der größte Reibach gemacht wird.

In den Deutschen Medien vermisse ich diese Form der ganzheitlichen Sichtweise sehr. Was fehlt, ist ein Gegenpol zu der Gehirnwäsche von Banken und Versicherungen.

A. Rodi

arodi@t-online.de

zum Artikel: „KLV besser als ihr Rendite-Ruf”.

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